Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen (Hyperthyreose)
Die Schilddrüsenüberfunktion, im Fachjargon Hyperthyreose genannt, zählt mittlerweile zu den häufigsten hormonellen Erkrankungen bei Katzen. Seit der ersten Beschreibung in den späten 70er Jahren konnte eine zunehmende Verbreitung in den USA und auch in Europa beobachtet werden. Und trotzdem ist noch unklar, wodurch die Schilddrüsenüberfunktion bei der Katze ausgelöst oder begünstigt wird. Es wird angenommen, dass genetische Faktoren die Entwicklung einer Überfunktion der Schilddrüse bei Katzen begünstigen können.
Ursachen einer Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen
In den meisten Fällen wird die Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen durch gutartige, kleine Knoten (sogenannte Adenome) in der Schilddrüse verursacht, die selbstständig und ungeregelt Hormone produzieren.
Daneben kann aber auch ein Schilddrüsenkarzinom, also ein bösartiger Tumor in der Schilddrüse, für dieselben Veränderungen verantwortlich sein.
Typische Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion
Die unkontrolliert produzierten Hormone bringen den Stoffwechsel der Katze durcheinander und sorgen für einen abnormal hohen Energiebedarf. Der Körper der Katze läuft quasi wie ein Motor mit überhöhter Drehzahl – die Katze verbraucht mehr Energie, als sie zu sich nehmen kann.
Dies bringt je nach Schweregrad der Schilddrüsenüberfunktion unterschiedlich stark ausgeprägte Symptome mit sich:
- Gewichtsverlust
- gesteigerter Appetit oder Appetitlosigkeit
- Erbrechen und Durchfall
- Verhaltensveränderungen (die Katze ist häufig sehr lebhaft, ruhelos, miaut viel und schläft wenig)
- hohe Herzfrequenz und Herzrasen
- erhöhter Blutdruck
- Atemnot mit Mundatmung
- Haarausfall und ungepflegtes, struppiges Fell
Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen
Da eine Überfunktion der Schilddrüse oft schleichend beginnt und vor allem Katzen mittleren bis höheren Alters betrifft, ist es sehr wichtig, diese regelmässig beim Tierarzt durchchecken zu lassen. Manchmal ist die vergrösserte Schilddrüse zu ertasten, am wichtigsten ist jedoch eine Blutuntersuchung mit Kontrolle der Schilddrüsenhormone (vor allem T4).
Dazu entnimmt der Tierarzt der Katze etwas Blut, das dann im Labor genauer untersucht wird und verschiedene Werte zur Gesundheit des Tieres liefert. Dieser Laborbefund ist sehr wichtig, da er nicht nur zur Entdeckung einer Schilddrüsenüberfunktion beiträgt, sondern auch über das Stadium der Schilddrüsenüberfunktion Auskunft gibt und somit über die weiteren Möglichkeiten der Behandlung entscheidet.
Schulmedizinische Therapie einer Schilddrüsenüberfunktion
Es gibt verschiedene Wege, die Überfunktion der Schilddrüse bei Katzen zu behandeln, zu denen der Tierarzt ausführlich beraten kann:
- Chirurgische Entfernung der Schilddrüse: Danach sind lebenslang Medikamente mit Hormonen als Ersatztherapie notwendig.
- Radiojodtherapie: Die Katze schluckt radioaktives Jod, dessen Strahlung die Schilddrüsenzellen sehr effektiv zerstört. Diese Form der Therapie kann aber nur in spezialisierten Kliniken durchgeführt werden.
- Thyreostatika: Dies sind Medikamente, die die übermässige Funktion der Schilddrüse hemmen.
Medikamentöse Behandlung mit Thyreostatika
Die Therapie mit Thyreostatika ist einfach durchführbar und findet deshalb bei Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion häufig Anwendung. Vorwiegend werden folgende Wirkstoffe eingesetzt:
- Thiamazol
- Carbimazol
Achtung: Thiamazol darf nicht bei gleichzeitiger Lebererkrankung, Zuckerkrankheit oder Blutgerinnungsstörungen eingesetzt werden.
Diese beiden Wirkstoffe gibt es in Form von Tabletten, die man der erkrankten Katze je nach Absprache mit dem Tierarzt ein- bis zweimal täglich geben kann. Wenn man die Tabletten in einer Leckerei (zum Beispiel Leberwurst oder Schinken) versteckt, werden sie von den Katzen meist leichter angenommen. Die Kosten für die Tabletten sind relativ gering.
Gelingt es nicht, die Tablette zu verabreichen oder erbricht die Katze diese sofort wieder, kann stattdessen eine Salbe (Thiamizolsalbe) verwendet werden, die an die Innenseite des Ohres aufgetragen wird.
Nebenwirkungen und Dosierung von Thyreostatika
Für die Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion mit Thyreostatika ist es sehr wichtig, mit einer geringen Dosierung zu starten, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Nach Herstellerangaben treten bei einem kleinen Teil der behandelten Katzen vor allem folgende Nebenwirkungen auf:
- Erbrechen und Durchfall (meist anfangs)
- Selten kommt es auch zu Leberschädigungen sowie
- Blutarmut und andere Blutbildveränderungen.
Zwei bis vier Wochen nach Beginn der Behandlung mit Tabletten oder mit der Ohrensalbe sollten der Schilddrüsenwert und die Nierenwerte der Katze überprüft werden. Es sind regelmässige Kontrollen und Blutabnahmen beim Tierarzt nötig, um den Erfolg der Therapie feststellen und eventuell die Dosierungen neu anpassen zu können.
Tauchen Abweichungen der Leber- und Blutwerte bei der Untersuchung auf, sollte das Medikament unbedingt wieder abgesetzt werden.
Homöopathie und Naturheilkunde
Es gibt zahlreiche Mittel, mit denen man die Schilddrüsenüberfunktion einer Katze erfolgreich homöopathisch behandeln kann. Hierdurch können die Hormonproduktion stabilisiert und somit wieder normale Werte erreicht werden. Der Körper der Katze reagiert in der Regel innerhalb von einigen Tagen bis Wochen auf die homöopathische Therapie, je nachdem wie lange und schwer die Katze erkrankt ist.
Zu den verwendeten Mitteln gehören beispielsweise:
- Adonis vernalis
- Chinium arsenicosum
- Jodum
- Kalium iodatum
- Lycopus virginicus
Bevor man die Schilddrüsenüberfunktion seiner Katze jedoch eigenständig mit homöopathischen Mitteln behandelt, sollte man sich zuerst mit einem erfahrenen Homöopathen beraten. Dies ist nötig, um eine geeignete Kombination, Auswahl und Dosierung und somit den bestmöglichen Therapieeffekt für das Tier zu erreichen.
Spricht die Katze gut auf die Behandlung an, kann die Dosis an Thyreostatika verringert oder im Idealfall auch abgesetzt werden. Nichtsdestotrotz sind bei dieser Behandlungsmethode regelmässige Blutkontrollen notwendig, um die Hormonwerte zu überprüfen.
Schüssler Salze zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion
Zur unterstützenden Therapie einer Schilddrüsenüberfunktion durch Schüssler Salze eignen sich bei Katzen:
- Nr. 2 Calcium Phosphoricum
- Nr. 14 Kalium bromatum
- Nr. 15 Kalium jodatum
- Nr. 24 Arsenum jodatum
Vor der Anwendung sollte man sich über die genauen Eigenschaften der verschiedenen Mittel informieren, um diese gezielt einsetzen zu können.
Therapie durch richtige Ernährung
Seit einigen Jahren gibt es auch die Möglichkeit der Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion allein mithilfe eines speziellen Katzenfutters (Hill´s Prescription Diet Feline y/d). Es ist das erste und bisher einzige Diätfutter mit reduziertem Jodgehalt, das für schilddrüsenkranke Katzen entwickelt wurde.
Der niedrige Jodgehalt in der Katzennahrung führt dazu, dass wenig Jod für die Produktion der jodhaltigen Schilddrüsenhormone vorhanden ist. So soll sich bereits innerhalb weniger Wochen der Hormonspiegel normalisieren und stabilisieren.
Am besten besprechen Sie mit Ihrem Tierarzt, ob er eine alleinige Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion Ihrer Katze mit diesem Futter für ausreichend hält, oder ob zusätzliche Massnahmen ergriffen werden müssen.
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Spätschäden und Lebenserwartung
Wird die Schilddrüsenüberfunktion einer Katze nicht behandelt, läuft der Stoffwechsel und Körper der Katze über einen langen Zeitraum auf Hochtouren. Dadurch entwickeln sich ernstzunehmende Folgeschäden.
Denn durch die Überbeanspruchung des Herzens kommt es zu einer Verdickung des Herzmuskels, der im weiteren Stadium zu Wasseransammlungen in der Lunge und zu Atemnot führt. Daneben leiden auch die Nieren unter der hohen Stoffwechselleistung.
Eine weitere gefürchtete Komplikation der Schilddrüsenüberfunktion ist die Erblindung der Katze, da der hohe Blutdruck für eine unumkehrbare Netzhautablösung am Auge sorgt.
Prinzipiell gilt also: Je früher die Schilddrüsenüberfunktion entdeckt und behandelt wird, umso besser ist die Prognose für die Katze.