Zahngesundheit bei Pferden – ein häufig unterschätztes Thema
Der Futterbedarf bei Pferden bemisst sich nach ihrem Körpergewicht. Bei einem 650 Kilogramm schweren Warmblut kommen so beispielsweise knapp 10 Kilogramm Heu am Tag zusammen, die zerkaut werden müssen. Hinzu kommen Stroh, Kraftfutter und Gras von der Weide. Ein solcher Einsatz macht deutlich, wie wichtig die Zahngesundheit bei Pferden ist. Wir erklären, was Sie dafür tun können, damit die Zähne Ihres Pferdes gesund bleiben.
Regelmässige Zahnkontrollen bei Pferden sind sinnvoll
Zu Beginn: Ein Pferdegebiss sollte in regelmässigen Abständen kontrolliert werden. Bei Fohlen empfiehlt sich eine erste Überprüfung direkt nach der Geburt, um bestimmte Anomalien ausschliessen zu können.
Bei jungen Pferde, die sich noch im Zahnwechsel (Alter: 2,5 – 5 Jahre) befinden, ist es ratsam, die Zähne zweimal im Jahr kontrollieren zu lassen. Das gleiche gilt auch für Pferde im Alter von etwa 15 Jahren, da sie durch die fortschreitende Abnutzung der Zähne häufiger unter Zahnproblemen leiden als Jungpferde. In allen anderen Fällen reicht eine jährliche Untersuchung, ausgeschlossen Ihr Pferd leidet an einer bekannten Fehlstellung oder Anomalie des Gebisses.
Pferdezähne regelmässig abschleifen lassen
Ursprünglich verbrachten Pferde bis zu 20 Stunden mit Fressen, was zur Folge hatte, dass ihre Schneidezähne sich jedes Jahr bis zu drei Millimeter abnutzten und wieder nachwuchsen. Bei den Backenzähnen waren es sogar fünf bis acht Millimeter. Heutzutage verbringen Pferde jedoch nur rund sechs Stunden mit Fressen, wodurch sich die Zahne nicht stark genug abnutzen. Es kommt zu Wellen, Haken oder scharfen Kanten an den Zähnen.
Haken und scharfe Kanten können zu Verletzungen an der Zunge oder der Backenschleimhaut führen. Unregelmässigkeiten im Gebiss, wie Wellen oder Stufen, führen dagegen auf Dauer dazu, dass sich die Zähne verschieben. So entstehen Zahnzwischenräume, in denen Futterreste hängen bleiben können. Im schlimmsten Fall bilden sich sogenannte Paradontaltaschen im Zahnfleisch, die Schmerzen verursachen.
Ein ungleichmässig abgenutztes Gebiss kann zudem zu Verspannungen im Hals- und Kopfbereich führen. Der Grund: Um das Futter zwischen den Zähnen zermahlen zu können, müssen die Pferde besonders viel Druck ausüben.
Um solche Probleme zu vermeiden, sollten die Zähne des Pferdes einmal jährlich abgeschliffen werden. Mit Hilfe eines Maulgatters, einer Raspel und einer Schleifmaschine übernimmt das der Tierarzt. Damit die Pferde die Zahnreinigung möglichst entspannt überstehen, werden sie während des Eingriffs betäubt.
Anzeichen frühzeitig erkennen
Pferde sind still leidende Patienten. Viele fressen weiterhin, obwohl sie Schmerzen haben, denn der Hunger überwiegt. Das macht es Pferdebesitzern häufig nicht gerade einfach. Dennoch gibt es Anzeichen, die helfen können, Zahnprobleme zu erkennen:
- Ihr Pferd wehrt sich gegen das Gebiss, Steigen, Kopfschlagen
- Ihr Pferd zeigt ein verändertes Fressverhalten (langsames/hastiges Kauen, auffällige Kaubewegungen, Fallenlassen von angekautem Futter, Schütteln oder Tränken des Heus)
- Ihr Pferd nimmt vermindert Flüssigkeit zu sich
- Ihr Pferd hat Mundgeruch
- Ihr Pferd zeigt Auffälligkeiten an Zunge, Lippe oder Zahnfleisch
- Ihr Pferd hat vermehrten Speichelfluss
- Ihr Pferd hat Nasenausfluss
- Ihr Pferd weist eine erhöhte Berührungsempfindlichkeit im Kopfbereich auf
- Ihr Pferd hat Schwellungen im Kopfbereich
Häufig zeigen sich Zahnprobleme auch durch einen schlechten Allgemeinzustand. Beispielsweise kommt es trotz Aufnahme von Futter zu einem Gewichtsverlust oder das Fell stumpft ab. Wiederholt treten auch Verdauungsprobleme und Koliken auf.
WEITERE ARTIKEL
Zahnprobleme vorbeugen
Zahnprobleme können nicht komplett verhindert werden. Dennoch können Sie durch die richtige Fütterung und durch das Schaffen der richtigen Haltungsbedingungen einen wichtigen Beitrag zur Zahngesundheit Ihres Pferdes leisten. Daher gilt: Regelmässige Kontrollen durch den Tierarzt, ausreichend Raufutter und ab und an mal einen Ast, um daran zu knabbern. Zusätzlich gibt es Kraftfutter, das den Zahnabrieb fördern soll. Auch ein ausgiebiger Weidegang ist durchaus ratsam.