Katzensicher wohnen – Tipps und Tricks
Artikelinhalte
Viele tödliche Unfälle ereignen sich im Haushalt – das gilt für Menschen genauso wie für Katzen. Im letzteren Fall könnten sie oft schon dadurch verhindert werden, dass der Besitzer sich genau über das Normalverhalten und die Grundbedürfnisse von Katzen informiert, bevor er sich eine eigene Katze anschafft. Man sollte ausserdem unbedingt im Voraus klären, ob man den Bedürfnissen einer Katze mit seinen Lebensumständen und seinem Lebensstil gerecht werden kann.
Eine grosse Rolle spielen nicht zuletzt auch die Ausstattung und Gestaltung von Wohnung und Garten – sie sollten möglichst „katzensicher“ gemacht werden, bevor der Stubentiger einzieht. Einige hilfreiche Tipps und Tricks stellen wir Ihnen hier vor.
Tödliche Langeweile
Langeweile ist ein entscheidender Faktor, der bei Katzen immer wieder tödliche Unfälle provoziert. Katzen sind von Natur aus neugierig, aber sie entwickeln scheinbar unerschöpfliche Kreativität, wenn sie nicht ausreichend beschäftigt werden. Waschmaschinen, Gardinen, Wollknäuel, Sofas, Elektrokabel – das alles erscheint in Ermangelung anderer Spielmöglichkeiten mit einem Mal höchst interessant.
Katzen brauchen Abwechslung und müssen ausreichend beschäftigt werden – entweder durch Freilauf oder täglich ausreichend Spielgelegenheiten mit dem Besitzer oder Artgenossen.
Katzen sind soziale Tiere
Katzen sind keinesfalls strikte Einzelgänger. Studien ergaben, dass sich die Jagdreviere von Freigängern oft überlappen und dass vor allem weibliche Katzen enge soziale Kontakte mit ihren „Nachbarinnen“ pflegen, mit denen sie meistens eng verwandt sind. Teilweise werden sogar die Jungen anderer Muttertiere der Gruppe mit gesäugt. Zwischen nicht verwandten Katzen kommt es dagegen fast immer zu heftigen Auseinandersetzungen.
Die Reviere verschiedener Kater überlappen sich mit denen mehrerer Weibchen und auch verschiedener Weibchen-Gruppen. Auseinandersetzungen zwischen Katern sind in der Regel seltener.
Wer mehrere Katzen zusammen hält, sollte darauf achten, dass sie miteinander verträglich sind – das ist vor allem bei Katzen aus grösseren Würfen der Fall, die länger als acht Wochen (etwa zehn bis zwölf Wochen) bei ihrer Mutter und ihren Geschwistern bleiben durften. Sie lassen sich meist leichter mit anderen Katzen, anderen Haustieren und auch dem Menschen sozialisieren.
Dass in der Anfangszeit gefaucht und gekämpft wird, ist normal – nach wenigen Wochen werden die Katzen sich aber in der Regel aneinander gewöhnt haben.
Die Wohnung katzensicher machen
Das Jagdverhalten ist Katzen teilweise angeboren, teilweise erlernen sie es von ihrer Mutter. Dunkle Löcher – etwa offenstehende Waschmaschinen, Schränke, Truhen, Motorhauben oder Ähnliches – sind sehr attraktiv, weil sie für die Eingänge zu den unterirdischen Bauten von Beutetieren gehalten werden.
In einer katzensicheren Wohnung sollten die Besitzer immer darauf achten, dass solche Schlupfwinkel nicht zugänglich sind und der Katze stattdessen ein sicheres Körbchen im Haus oder auf dem Kratzbaum zur Verfügung steht.
Auch bewegliche Gegenstände wecken den Jagdtrieb. Problematisch wird das erst, wenn die Katze sich etwa im Vorhang verfängt und sich beim Versuch, sich daraus zu befreien, eine oder gar mehrere Krallen abreisst.
Nicht jede Katze findet Vorhänge interessant. Wenn sie allerdings ausgesprochen gern damit spielt und dieses Verhalten unterbunden werden soll, sind katzensichere Vorhänge gefragt. Diese sollten möglichst schwer sein oder am Saum beschwert werden, damit sie sich nicht bei jedem Windhauch heftig bewegen. Ausserdem kann man versuchen, sie durch Hochstecken oder -binden für die Katze unerreichbar zu machen.
Fenster und Türen bergen Quetschungsgefahr
Kippfenster stellen eine grosse Gefahr für Katzen dar – beim Versuch, die Wohnung auf diesem Weg zu verlassen, rutschen sie oftmals in den Spalt und können sich so das Rückgrad brechen. Eine querschnittsgelähmte Katze ist nicht lebensfähig und muss eingeschläfert werden.
Die einfachste Katzensicherung für Fenster besteht darin, sie geschlossen zu halten. Das gilt vor allem, wenn die Katze allein zu Hause ist. Auch in Anwesenheit des Besitzers sollten Fenster am besten nur in für die Katze unzugänglichen Räumen gekippt werden. Hat die Katze gelernt, an der Türklinke hochzuspringen, um die Tür selbst zu öffnen, empfiehlt es sich, die Tür sicherheitshalber abzuschliessen.
Dachfenster kann man meist bedenkenlos öffnen, da die Katze sie meistens nicht erreichen kann. Andernfalls kann man sie und auch alle anderen Fenster mit Fliegengittern versehen, damit die Katze nicht hinausspringen und abstürzen kann.
Auf Schwing- und Glastüren sollte möglichst verzichtet werden – Katzen können beim übermütigen Spielen leicht dagegen stossen und sich schwer verletzen, wenn die Tür zurückschwingt oder zerbricht. Sollen Türen offenstehen, müssen sie durch Türstopper, Haken oder Schlaufen am Zufallen gehindert werden. Eingequetscht zwischen Tür und Rahmen können Katzen tödliche innere Verletzungen erleiden.
Katzensichere Raumgestaltung
Katzen, die ausschliesslich in der Wohnung gehalten werden, sollten am besten von klein auf daran gewöhnt sein und dann auch ohne Ausnahme drinnen gehalten werden. Sie müssen ihren natürlichen Instinkten und Gewohnheiten genauso nachkommen können, wie Freigänger – artgerechte Haltungsbedingungen und eine geeignete, katzensichere Ausstattung der Wohnung sind deshalb umso wichtiger.
Folgende Gefahrenquellen für Katzen sollte man vermeiden und aus der Reichweite der Tiere entfernen, beispielsweise durch Lagerung in verschlossenen Schränken oder durch Kindersicherungen:
- scharfe und spitze Gegenstände
- Haargummis, Büroklammern, Knöpfe und andere kleine Gegenstände, da sie leicht verschluckt werden können
- Medikamente, Putzmittel und andere Chemikalien
- Plastiktüten, Müllbeutel und Ähnliches, die verschluckt werden oder zur Erstickung führen können
- offene Mülleimer sollten mit festen Deckeln versehen werden, damit die Katze keine Abfälle fressen kann, die zu Verdauungsstörungen führen
- offenes Kaminfeuer, heisse Herdplatten, Bügeleisen, Elektrokabel, Steckdosen – es droht die Gefahr von Verbrennungen und Stromschlägen
- Wollknäuel, da der Faden sich um die Zunge wickeln oder bei Verschlucken im Darm grosse Knoten bilden kann und zu Verdauungsstörungen, Verletzungen und Abschnürung der Zunge, Problemen beim Fressen, Trinken oder Putzen und Ähnlichem führen kann.
- Da einige Katzen gerne Gras fressen, sollte man sich genau über giftige Zimmerpflanzen sowie potenzielle Giftpflanzen im Garten informieren und sie frühzeitig entfernen.
- Auch im Haus kann eine Katze ertrinken. Aquarien sollten daher einen festen, für die Katze nicht zu öffnenden Deckel haben. Klodeckel sind am besten zu schliessen. Gefüllte Badewannen sind vor allem bei jungen, neugierigen Kätzchen eine mögliche Gefahrenquelle – man sollte das Bad dann nur kurz oder gar nicht unbeaufsichtigt lassen.
Werden mehrere Katzen zusammen gehalten, braucht jede Katze ein eigenes Rückzugsgebiet. Es sollten deshalb nicht mehr Katzen gehalten werden, als die Wohnung Zimmer hat. In kleinen Wohnungen sollte man ausserdem möglichst auf für die Katze verbotene Zonen verzichten, um den wenigen Platz nicht noch zusätzlich einzuschränken.
Stress, Frustration und Langeweile können zu aggressivem und wagemutigem Verhalten der Katze bis hin zu Ausbruchsversuchen durch das Fenster oder die zufallende Tür führen und so Verletzungen provozieren.
Erreichbarkeit von erhöhten Aussichtspunkten
Katzen haben gerne den Überblick über ihre Umgebung und ruhen gern auf erhöhten Ebenen oder Aussichtspunkten. Diese sollten leicht zugänglich sein, um Stürzen und Verletzungen vorzubeugen. In der Regel sind Katzen sehr geschickte Kletterer und zielsichere Springer.
Einzige Ausnahmen bilden jedoch sehr junge Kätzchen oder alte Tiere – für sie können Lauframpen angebracht werden, die nicht zu steil stehen dürfen und am besten mit Stufen oder kleinen Querbalken versehen sind.
Das Sofa vor Katzen schützen
Beim Krallenwetzen an Sofas, Tapeten und anderen Möbelstücken handelt es sich um natürliches, in diesem Falle jedoch unerwünschtes Verhalten der Katze, das verschiedene Gründe haben kann:
- Reviermarkierung
- Schärfen der Krallen
- Demonstration von Dominanz
- fehlende Möglichkeit zum „erlaubten“ Kratzen (etwa an Kratzbäumen)
- fehlende Aufmerksamkeit durch den Besitzer
Jede Wohnung sollte unbedingt mit einem geeigneten Kratzbaum ausgestattet werden, der ganz oder teilweise ersetzt werden kann, wenn er zu stark abgenutzt ist. Besonders zu empfehlen sind Bäume mit mehreren Ebenen und bestenfalls noch einem Rückzugsort in Form einer kleinen Höhle oder Box.
Zur Erhöhung der Akzeptanz kann der Stamm während der ersten Tage in etwa 50 Zentimetern Höhe mit zwei Tropfen Baldriantinktur besprüht werden. Wie bei allen neuen Gegenständen sollte die Katze auch hier behutsam herangeführt und während der ersten Zeit beobachtet werden, bis sie sich an den Kratzbaum gewöhnt hat.
Kratzen an Möbeln: Eine Frage der Erziehung
Werden Möbelstücke zerkratzt, weil die Katze beachtet werden möchte, spricht das für Langeweile. Sie sollte dann die nächste Viertelstunde vollständig ignoriert und ansonsten öfter am Tag zum Spielen aufgefordert werden. Hat der Halter dafür keine Zeit, empfiehlt sich unbedingt die Anschaffung eines Artgenossen.
Auf keinen Fall sollte versucht werden, die Katze durch ein Spielzeug dazu zu animieren, vom Sofa abzulassen – das suggeriert der Katze, dass ihr Verhalten erfolgreich ist. Sie wird weiterhin die Möbel zerkratzen, um ihre Langeweile zu zeigen und den Besitzer zum Spielen aufzufordern. Gespielt werden sollte deshalb unbedingt erst, wenn die Katze keinen Zusammenhang mehr zum Zerkratzen der Couch herstellen kann – also frühestens zehn bis fünfzehn Minuten später.
Kratzt die Katze aus anderen Gründen, als um die Aufmerksamkeit des Besitzers zu erregen, sollten alle Familienagehörigen dieses Verhalten konsequent mit einem scharfen „Nein“ tadeln, ohne die Katze allerdings weiter zu beachten.
Das Sofa katzensicher zu machen, indem man es selbst oder die Katze beim Kratzen mit Zitronensaft besprüht, ist kontraproduktiv und weder für das Material, noch die Vertrauensbeziehung zwischen Mensch und Katze förderlich.
Katzensichere (Weihnachts-)Deko
Dasselbe Verfahren des Tadelns oder Ignorierens – je nachdem, ob die Katze beachtet werden möchte, oder nicht – kann auf praktisch alle unerwünschten Verhaltensweisen angewendet werden. So lässt sich zum Beispiel auch verhindern, dass die Katze genau auf das eine Fensterbrett springt, auf dem immer die Weihnachtsdeko oder anderer Schmuck stehen. Andererseits sollte man möglichst keinen Schmuck auf das Lieblingsfensterbrett der Katze stellen.
Natürlich muss das Verhalten auch während des ganzen Jahres unterbunden werden, um die Katze nicht unnötig dadurch zu verwirren und zu verunsichern, dass das Fenster beispielsweise in der Weihnachtszeit plötzlich verboten ist – durch konsequentes, sofortiges Tadeln wird die Katze Tabuzonen schneller und besser akzeptieren und sich zukünftig auch daran halten.
WEITERE ARTIKEL
Vorsicht mit Kerzen und Lametta
Katzensicher dekorieren kann man ausserdem auch mit unzerbrechlichem Schmuck aus Plastik, Filz oder Holz. Auf Lametta sollte man besser verzichten – wie bei Wollknäueln kann das Verschlucken bei Katzen zu schweren gesundheitlichen Problemen führen.
Den Baum mit echten Kerzen anstelle einer künstlichen Lichterkette zu schmücken, ist bei Haustieren immer mit einem gewissen Risiko verbunden und nur dann ungefährlich, wenn die Katze kein Interesse am Baum zeigt. Im Notfall sollte man sich auf einen kleinen Baum beschränken, den man erhöht auf einem Podest und für die Katze nicht erreichbar aufstellen und schmücken kann.
Generell sollte man immer dafür sorgen, dass die Katze sich nicht langweilt. Dann wird sie auch nicht auf dumme Ideen kommen und spezielle Katzensicherungen werden überflüssig sein.