Persönlichkeitsvergleich

Färbt unser Charakter auf unsere Katzen ab?

Katzen werden immer wieder seltsame Macken nachgesagt: Neugier, Aggression, Unberechenbarkeit und Dominanz. Manchmal zählen auch Unsicherheit und Skepsis dazu. Das  ist interessant, denn ein britisches Forscherteam hat nun herausgefunden, dass Katzen offenbar nur unser eigenes Verhalten widerspiegeln. Wenn Ihre Katze also demnächst wieder starrköpfig durch die eigenen vier Wände stolziert, denken Sie mal genauer darüber nach, welche Ursache das haben könnte.

Katzen imitieren die Persönlichkeitsmerkmale ihrer Besitzer

In Grossbritannien haben Wissenschaftlern der Nottingham Trent University und der University of Lincoln Klarheit geschafft: Es besteht eine enge Verbindung zwischen dem Charakter von Katzenbesitzern und dem Verhalten sowie dem Wohlbefinden ihrer Vierbeiner. Ihre Ergebnisse haben die Forscher nun im Fachblatt „Plos One“ veröffentlicht. Wir geben Ihnen eine kurze Zusammenfassung. 

Welche Persönlichkeitsmerkmale wurden untersucht?

Mittels eines Onlinefragebogens wurden rund 3.300 Katzenbesitzer zum Verhalten ihrer Katze befragt und aufgefordert, ihre eigene Persönlichkeit einzuschätzen. 92 Prozent der Befragten waren Frauen. Sie besassen zwischen 1 und 32 Katzen. Bei mehr als einer Katze wurden sie gebeten, sich bei der Beantwortung der Fragen auf das Tier zu konzentrieren, das ihnen am vertrautesten ist.

Als Grundlage der Befragung diente ein renommiertes Persönlichkeitsmodell der Psychologie: die sogenannten „Big Five“. Demnach basiert unsere Persönlichkeit auf fünf Merkmalen, die je nach Person unterschiedlich ausgeprägt sind. Hierzu zählen Offenheit, Extraversion, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und Neurotizismus. Das bedeutet, wie offen jemand für neue Erfahrungen ist, wie gewissenhaft jemand ist, wie extrovertiert jemand ist, wie verträglich jemand mit anderen ist und wie emotional stabil jemand ist. Das Ergebnis der Befragung: Tier und Besitzer haben eine wirklich enge Verbindung zueinander.

Was wurde konkret festgestellt?

Die Forscher machten eine interessante Entdeckung: Hatte der befragte Katzenhalter eher neurotische Persönlichkeitszüge, war also schnell nervös, reizbar, traurig oder ängstlich, galt das auch für die jeweiligen Katzen. Die Tiere waren zudem häufiger krank, übergewichtig und zeigten stressbedingtes, aggressives oder ängstliches Verhalten.

Positive Auswirkungen auf Katzen hatte es hingegen, wenn Katzenhalter sozial besonders verträglich, gewissenhaft, extrovertiert und offen für Neues waren. Auch die zugehörigen Tiere waren dann weniger aggressiv, kontaktfreudiger und weniger distanziert. Und weil Besitzer, die offen für Neues waren, auch ihren Vierbeinern uneingeschränkten Zugang zum Freien ermöglichten, ging es den Tieren oft besser als Tieren mit ängstlichen Besitzern.

Zudem wurde festgestellt, dass Besitzer, die über Verhaltensauffälligkeiten bei ihren Katzen klagten, selbst eher emotional instabil waren.

Ergebnisse ähneln einer Eltern-Kind-Beziehung

Die britischen Forscher verglichen ihre Ergebnisse mit den Erkenntnissen über Eltern-Kind-Beziehungen und stellten fest, dass sie sich in vielerlei Hinsicht decken. 

Das ist nicht verwunderlich, denn viele Katzenbesitzer sehen ihre Haustiere als Familienmitglieder an und bauen so eine enge soziale Verbindung mit ihnen auf. Daher ist es auch äusserst wahrscheinlich, dass die Tiere von unseren Persönlichkeiten beeinflusst werden und umgekehrt. 

Zum Beispiel neigen besonders neurotische Besitzer dazu, ihrer Katze keinen Ausgang zu gewähren. Das lässt auf eine autoritäre, übermässig besorgte Beziehung zu dem Tier schliessen. Das deckt sich ganz klar mit dem Erziehungsstil neurotischer Eltern.

Die Schwächen der Studie

Doch wie bei vielen anderen Studien, hat auch diese ihre Schwächen. Zum einen ist es in Grossbritannien üblich, Katzen ins Freie zu lassen. Daher gaben bei der Studie drei Viertel aller Befragten an, dass ihre Katze eine eingeschränkte oder ständige Möglichkeit hat, auf Erkundungstour zu gehen. Wohingegen es in anderen Ländern eher üblich ist, die Tiere in der Wohnung zu halten. Daher legt man in dieser Hinsicht eher eine kulturelle Gepflogenheit zugrunde anstelle einer Persönlichkeitseigenschaft. 

Und es gibt einen weiteren Haken: Bislang haben die Forscher noch nicht herausgefunden, ob der Charakter der Besitzer die Vierbeiner direkt beeinflusst, oder ob sich beispielsweise Neurotiker schon von vornherein Tiere aussuchen, die zu ihrem Charakter passen. Es werden also sicherlich noch weitere Studien folgen, um die noch offenen Fragen zu klären.

Bis dahin gehen wir laut Studie davon aus, dass wir das Verhalten unser Katze selbst beeinflussen können. Zumindest sollten wir durch Reflexion der Katzenpersönlichkeit unser eigenes Verhalten hin und wieder überdenken.

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