Trense und Gebiss fürs Pferd
Neben dem Sattel gehören das Gebiss und die Trense für die meisten Reiter zu den wichtigsten Teilen der Ausrüstung. Über das Gebiss und die Zügel vermittelt der Reiter Signale an sein Pferd und kontrolliert es. Verschiedene Gebissarten mit unterschiedlichen Formen entfalten dabei jeweils eine andere Wirkung auf das Pferdemaul. Zusätzlich übertragen die Riemen der Trense die Wirkung der Zügel aber auch auf die Nase oder das Genick der Pferde, besonders beim gebisslosen Reiten. Eine richtig angepasste Trense ist daher eine wichtige Voraussetzung für ein zufriedenes Pferd und eine gute Einwirkung des Reiters.
Auch auf Turnieren kommt den Trensen und Gebissen eine grosse Bedeutung zu. In den Richtlinien für den Pferdesport wird genau vorgeschrieben, welche Gebissarten für bestimmte Prüfungen verwendet werden dürfen. Ebenso ist die Mindestdicke des Gebisses festgelegt. Lesen Sie hier, was Sie zu den unterschiedlichen Trensenarten und Gebissarten wissen sollten und wie Sie die Trense und das Gebiss richtig anlegen.
Unpassende Gebisse verursachen Probleme
Ein schlecht passendes Gebiss kann zu Problemen führen und äussert sich häufig durch Zungenprobleme, mangelhafte Rittigkeit (Unwilligkeit) oder eine ungenügende Maultätigkeit (Pferd kaut nicht am Gebiss). Abgesehen von dem Gebiss können aber auch Zahnschmerzen, eine zu grobe oder fehlerhafte Einwirkung des Reiters oder eine Überforderung des Pferdes zu den genannten Problemen führen.
Verschiedene Gebissarten für Pferde
Zu den in Deutschland am häufigsten verwendeten Gebissen beim Pferd gehört die Wassertrense. Dieses Gebiss besteht aus dem Mundstück mit jeweils einem Ring an beiden Enden, an denen die Zügel befestigt werden.
Das Mundstück einer Wassertrense kann einfach oder doppelt gebrochen sein. Im Gegensatz zu einer starren Stange verbinden dabei ein oder zwei Gelenke die Hälften des Mundstücks in der Mitte. Durch die gelenkige Verbindung bei diesen einfach oder doppelt gebrochenen Gebissen verändert sich die Wirkung der Gebisse auf das Pferdemaul:
- Eine gerade, ungebrochene Stange drückt vor allem auf die Zunge des Pferdes.
- Ein einfach gebrochenes Gebiss verlagert bei Zug an den Zügeln den Druck vermehrt auf die seitlichen Bereiche des Pferdemauls (Laden).
- Ein doppelt gebrochenes Gebiss übt sowohl etwas Druck auf die Zunge als auch auf die Laden aus.
Die Erfahrung des Reiters bestimmt das Gebiss
Grundsätzlich sind Gebisse, die vor allem auf die Zunge wirken, viel deutlicher in ihrer Signalwirkung für das Pferd. Gerade Stangengebisse sollten deshalb nur von geübten Reitern verwendet werden.
Für Fortgeschrittene sind auch Kombinationen verschiedener Gebisse vorhanden. Eine Kandare besteht aus zwei einzelnen Gebissen, die beide gleichzeitig in das Pferdemaul eingeschnallt werden. Es handelt sich dabei um ein Stangengebiss mit sogenannten Anzügen und eine Wassertrense.
Die Anzüge ersetzten bei dem Stangengebiss die Trensenringe. Stattdessen ist das Mundstück zwischen zwei senkrechten Metallstangen angebracht, an deren Enden die Zügel befestigt werden. Anzüge entfalten beim Reiten eine Wirkung wie ein Hebel. Dadurch überträgt sich der Zug des Zügels nicht nur auf das Maul, sondern über die Riemen der Trense auch auf den Nasenrücken und das Genick des Pferdes.
Der geübte Reiter kann so noch feinere Signale an sein Pferd vermitteln. Ein unerfahrener Reiter kann dem Pferd mit dieser Art von Gebiss hingegen leicht Schmerzen zufügen.
Gebisse aus verschiedenen Materialien
Die meisten Gebisse für Pferde bestehen aus Metall oder Metalllegierungen. Sie sind haltbar, leicht mit Wasser zu reinigen und werden von den meisten Pferden gut akzeptiert. Auch Gebisse aus Gummi sind erhältlich. Sie werden für Pferde verwendet, die empfindlich auf Metall im Maul reagieren. Durch das Gummi wirken die Zügelhilfen sanfter als bei einem Gebiss aus Metall.
Selten zeigen Pferde eine Allergie auf Hartgummi und entwickeln Hautveränderungen an den Maulwinkeln oder der Zunge. In diesem Fall sollten Sie das Gebiss wechseln.
Die richtige Grösse des Gebisses
Zwei Komponenten sind massgeblich für die richtige Grösse des Gebisses: die Breite und die Dicke des Gebisses.
Die richtige Breite des Gebisses richtet sich nach der Breite des Pferdemauls. Am besten lässt sich dieser Wert mit einem Winkel aus Pappe messen, der in Reitsportgeschäften erhältlich ist. Aber auch ein einfaches Massband reicht, um die Breite ungefähr abzuschätzen.
Wichtig ist, nach dem Einschnallen des Gebisses zu überprüfen, ob die Enden des Mundstücks an beiden Seiten höchstens einen Zentimeter aus dem Maul ragen. Ein zu langes Gebiss sorgt für eine schlechtere Einwirkung. Auch ein zu kurzes Gebiss, das kaum oder gar nicht über die Maulwinkel reicht, ist unangenehm für das Pferd und scheuert beim Reiten häufig an den Maulwinkeln.
Dickere Gebisse meist angenehmer für das Pferd
Die Dicke des Gebisses beschreibt den Durchmesser des Mundstückes. Die Dicke wird in Millimetern angegeben und an den äusseren Enden des Mundstückes gemessen. Auch hier reicht ein einfaches Massband. Ein passendes Gebiss erlaubt dem Pferd, das Maul trotzdem entspannt zu schliessen.
Im Turniersport sind für Ponys und Pferde Mindestdicken vorgeschrieben. Sehr dünne Gebisse haben eine viel stärkere Wirkung auf das Pferd als dickere Gebisse und können ihm bei grobem Zug an den Zügeln erhebliche Schmerzen zufügen. Der Reiter spricht von der Schärfe des Gebisses.
Dickere Gebisse sind dementsprechend grundsätzlich angenehmer für das Pferd. Dabei sind Ausnahmen zu beachten. Kleine Pferde und Ponys mit einem kleinen Maul und einer kurzen Maulspalte können nicht so dicke Gebisse tragen wie Grosspferde. Für sie sind dünnere Gebisse meist passender.
Das Gebiss richtig einschnallen
Die Trense dient beim Pferd vor allem dazu, das Gebiss im Pferdemaul in Position zu halten. Um das Gebiss richtig zu einzuschnallen, ist Folgendes zu beachten:
- Schnallen Sie das Gebiss so ein, dass am Maulwinkel des Pferdes durch den Zug des Gebisses nur eine Falte entsteht. Zwei Falten am Maulwinkel bedeuten ein zu hoch eingeschnalltes Gebiss, das dem Pferd unangenehm werden kann. Ein zu tief hängendes Gebiss wiederum verursacht Unwillen, wenn es gegen die Pferdezähne stösst. Die Pferde schieben die Zunge leichter über das Gebiss und verschlechtern so die Einwirkung des Reiters.
- Beachten Sie bei einfach oder doppelt gebrochenen Gebissen die Biegung des Mundstückes. Im Pferdemaul darf das Gebiss nicht falsch herum liegen, da es sonst beim Zug an den Zügeln verkantet und eine richtige Signalwirkung unmöglich macht. Halten Sie das Gebiss vor dem Einschnallen an beiden Ringen locker vor sich. Dadurch sehen Sie, wie das Gebiss gebogen ist und können es richtig festschnallen.
Probleme mit dem Gebiss
Zungenprobleme sind ein häufiger Fehler, der beim Reiten mit Gebiss auftreten kann. Dabei lässt das Pferd die Zunge ein Stück seitwärts aus dem Maul hängen, um sich so der Zügelhilfe und dem Druck des Gebisses zu entziehen. Manche Pferde schieben auch die Zunge über das Gebiss oder sperren das Maul auf, wenn sie sich gegen das Gebiss wehren. Ein Pferd, das während des Reitens nicht am Gebiss kaut, ist meist unzufrieden und nicht locker.
Folgende Tipps können helfen, Probleme mit dem Gebiss zu lösen:
- Zunge über dem Gebiss: Wenn das Pferd plötzlich beim Reiten nicht mehr gut auf die Zügelhilfen reagiert und unruhig kaut, hat es oft die Zunge über das Gebiss geschoben. Lassen Sie die Zügel locker, damit das Pferd die Zunge wieder von selbst unter das Gebiss nimmt. Tut es das nicht, müssen Sie absteigen und die Zunge durch einen vorsichtigen Griff seitlich ins Maul wieder unter das Gebiss holen. Notfalls nehmen Sie die Trense ab und legen diese noch mal neu an. Kontrollieren Sie auch den Sitz des Gebisses. Wenn das Gebiss zu tief eingeschnallt ist, rutscht die Zunge öfter über das Gebiss.
- Pferd kaut nicht am Gebiss: Überprüfen Sie, ob Ihr Sitz und Ihre Einwirkungen auf das Pferd richtig sind. Oft sind Reiterfehler eine Ursache für ein unzufriedenes Pferd, das nicht am Gebiss kaut. Stellen Sie ausserdem sicher, dass sämtliche Ausrüstung wie Sattel, Trense und Gebiss die richtige Grösse hat und gut sitzt. Auch Zahnprobleme können die Ursache sein. Kaut das Pferd ohne ersichtlichen Grund nicht am Gebiss, können Sie versuchen, ihm das Gebiss schmackhaft zu machen. Dazu gibt es Mundstücke mit Apfel- oder Karottengeschmack zu kaufen. Noch praktischer ist es, dem Pferd nach dem Auftrensen ein Stück Apfel oder ein anderes saftiges Leckerli zu geben, um es zum Kauen zu animieren.
- Maul aufsperren: Pferde, die das Maul aufsperren, wehren sich gegen das Gebiss. In fast allen Fällen ist eine fehlerhafte Einwirkung des Reiters (zu fester Zug an den Zügeln) der Grund. Überprüfen Sie Ihre Zügelhilfen und lassen Sie sich bei Bedarf von einem Reitlehrer helfen.
Bei manchen Pferden verschwinden die Probleme erst, wenn Sie das Gebiss wechseln. Probieren Sie ruhig verschiedene Gebissarten unterschiedlicher Dicke und aus anderem Material aus, um das passende Gebiss für Ihr Pferd zu finden.
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Gebisslos reiten
Pferde mit Verletzungen am Pferdemaul oder starken Problemen mit dem Gebiss können Sie auch gebisslos reiten. Gerade für den Westernsport sind viele Trensen ohne Gebiss entwickelt worden. Dazu gehören das Side Pull oder das Bosal. Aber auch für Dressur- oder Springreiten sind gebisslose Zäumungen wie eine Hackamore oder das Glücksrad erhältlich.
Gebisslose Zäumungen wirken je nach Gebissart vor allem auf die Nase und das Genick des Pferdes. Dadurch werden das Pferdemaul, die Laden und die Zunge des Pferdes geschont. Ein ungeübter, unausbalancierter Reiter kann durch falsche Einwirkung aber auch mit gebisslosen Zäumungen dem Pferd erheblichen Schaden zufügen. Lassen Sie sich von erfahrenen Reitern beim gebisslosen Reiten helfen.