Mücken, Fliegen & Co. – Tipps zum Insektenschutz beim Pferd
Die meisten Pferdebesitzer kennen das: Eigentlich möchte man im Sommer in Ruhe mit seinem Pferd ausreiten und das Wetter geniessen. Aber Mücken, Fliegen und andere Insekten können den Spass daran schnell verderben. Wenn das Pferd von Mücken zerstochen wird und Fliegen an den Nüstern zu ständigem Kopfschlagen führen, sind wirksame Mittel zur Insektenabwehr gefragt. Im Folgenden geben wir Ihnen praktische Tipps und Tricks zum Insektenschutz für Pferde an die Hand.
Warum ist Insektenschutz beim Pferd wichtig?
Während manche Insekten einfach nur nerven, können andere die Gesundheit des Pferdes beeinträchtigen. Die Probleme, die Mücken und Co. verursachen, lassen sich auf drei wesentliche Punkte begrenzen:
- Wundinfektionen und Krankheitsübertragung (Sarcophagidae (Fleischfliegen), Tabanidae (Bremsen) und die Mücken Culicoides und Aedes)
- krankhafter Juckreiz tritt vor allem beim Sommerekzem auf (Culicoides und Aedes; beides Mückenfamilien)
- „normale“ Störung von Mensch und Tier, bis zur Einschränkung der Arbeit mit dem Pferd (Muscidae und Tabanidae)
Welches sind die häufigsten Insekten beim Pferd?
Krankhafter Juckreiz wird bei Pferden vor allem durch die Stiche einiger Mückenarten ausgelöst. Wundinfektionen entstehen häufiger durch bestimmte Fliegenarten, die ihre Eier in Wunden legen, wodurch sich die Larven später tief in das Gewebe fressen. Fliegen und Bremsen sind vor allem die Insekten, welche uns im Alltag begegnen und Mensch und Tier durch ihre Stiche deutlich belasten können.
Insekten als Krankheitsüberträger
Insekten sind auch oft Überträger von Krankheiten:
- Fliegen übertragen häufig Erreger, die eine Bindehautentzündung auslösen. Durch die Fliege selbst und durch die Bakterien, die von den Fliegen verschleppt werden, werden die Schleimhäute im Auge des Pferdes gereizt – oft sind dann Bindehautentzündungen die Folge.
- Eine weitere sehr gefürchtete Krankheit, die von Bremsen übertragen wird, ist die Equine infektiöse Anämie. Dies ist eine Bluterkrankung des Pferdes, welche in Deutschland anzeigepflichtig ist. Die Equine infektiöse Anämie hat in der Regel zur Folge, dass ein erkranktes Pferd auf Anordnung des Amtstierarztes eingeschläfert werden muss.
- Aber auch Mücken können Krankheiten übertragen. Für das Pferd wäre die West-Nil-Krankheit (auch bekannt als West-Nil-Fieber) ein wichtiges Beispiel. Hierbei treten oft neurologische Symptome auf.
Sommerekzem – welche Mücken lösen es aus?
Culicoides und Aedes-Mücken sind die Arten, welche am häufigsten eine allergische Reaktion auf Proteine ihres Speichels hervorrufen. Diese allergische Reaktion verursacht bei den betroffenen Pferden starken Juckreiz. Die Pferde scheuern sich daher vor allem an den Einstichstellen bis sie wund sind, sodass ihnen häufig stellenweise Mähne und Schweif fehlen oder zumindest deutlich zurückgebildet sind.
Für Mücken ist es generell am einfachsten, dort zu stechen, wo das Fell von der Haut absteht, da sie hier leichter zwischen den Haaren an die Haut kommen. Beim Pferd ist das vor allem im Bereich der Mähne, des Schweifs und der Mittellinie am Unterbauch. Hier werden die Pferde daher besonders oft gestochen und hier scheuern sie sich oft auch am meisten.
Was hilft gegen Mücken?
Die effektivste Art und Weise zum Schutz vor Mücken – gerade bei Pferden mit Sommerekzem – ist, ihnen eine sogenannte Ekzemerdecke aufzuziehen, das Pferd also so „einzupacken“, dass alle Körperstellen, an denen Mücken gern stechen, abgedeckt sind. Dadurch kommen die Mücken nicht mehr an die Haut und der Juckreiz kommt zum Stillstand.
Fliegenschutzdecke selber machen
Wer die Kosten für den Kauf einer Ekzemerdecke scheut oder zunächst ausprobieren möchte, ob sein Pferd mit einer solchen Decke zurechtkommt und ein wenig näherisches Geschick hat, der kann auch aus alten T-Shirts eine Decke nach Ekzemerdeckenvorbild nähen und diese dem Pferd überziehen.
Wichtig ist dabei, dass keine Nähte scheuern können und die Haut gut Luft bekommt. Es sollten also eher dünnere, aber dennoch stabile T-Shirts verwendet werden.
Insektenschutz durch Zebrastreifen
Ansonsten kann man es auch gut zunächst mit einer Fliegendecke probieren. Beliebt sind solche Decken auch mit Zebrastreifen. Das aus der Natur abgeschaute Muster soll Mücken, Fliegen und Bremsen davon abhalten, sich auf das Pferd zu setzen: Möglicherweise nehmen die Insekten aufgrund ihrer speziellen Augen die Streifen als Flimmern wahr und haben Mühe, einen geeigneten Landeplatz zu finden.
Die Streifen können auch mit spezieller Farbe auf eine Fliegendecke aufgemalt werden – je schmaler, desto besser. Bei der Auswahl der Farbe sollte aber berücksichtigt werden, ob die Haut des Pferdes diese verträgt und wie lange sich solche Streifen halten.
Mittel zum Mückenschutz selbst mischen
Auch Hausmittel gegen Mücken können eingesetzt werden. Hierfür kann man zum Beispiel Kamille in eine kühlende und feuchtigkeitspendende Creme einrühren. Es hält zwar nicht direkt die Mücken fern, verschafft dem Pferd jedoch Linderung.
Durch eine mit Creme vollgeschmierte Mähne können die Mücken zudem nicht mehr so leicht an die Haut gelangen, wodurch die Mückenplage zumindest etwas gebremst wird.
Wundinfektionen durch Fliegen
Gerade im Sommer ist es häufig ein Problem, Wunden bei Pferden sauber zu halten. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine kleinere Wunde nach einer Verletzung oder beispielsweise um die Naht einer Kolik-OP handelt. Alle Wunden müssen unbedingt frei von Verschmutzungen und Keimen gehalten werden.
Fliegen sind hierbei im Sommer jedoch ein grosses Problem. Vor allem die Familien der Muscidae (Stall- und Hausfliegen) und die Familie der Sarcophagidae (Fleischfliegen) stellen für die Hygiene eine Herausforderung dar, da sie oft ihre Eier in den Wundbereich ablegen. Die daraus schlüpfenden Maden ernähren sich anschliessend von dem Gewebe und arbeiten sich auch in tiefe Schichten vor. Der Befall mit solchen Fliegenlarven wird auch als Myiasis oder Fliegenmadenkrankheit bezeichnet.
Was tun, um Fliegen vom Pferd fernzuhalten?
Die effektivste Methode, um Pferde vor Wundinfektionen durch Fliegen zu schützen, ist es, die Wunde abzudecken. Dies bringt jedoch häufig andere Komplikationen mit sich:
- die Wunden werden sehr feucht
- man kann die Wunden nicht immer im Blick behalten, sondern nur beim Verbandswechsel
- man kann nicht an jeder Stelle des Pferdes einen Verband anbringen
Fliegenspray und Co. für Pferde
Fast jede Firma, die Dinge für den Reitsportbedarf produziert, verkauft ihr eigenes Fliegenspray. Diese sollen gegen Fliegen, Mücken und Bremsen helfen und sie gleich für mehrere Stunden fernhalten. Dies ist in der Realität jedoch meist nur deutlich eingeschränkt der Fall.
Sobald die Pferde schwitzen, ist die Wirkung des Sprays oft dahin. Ausserdem müssen pro Anwendung und je nach Grösse des Pferdes unter Umständen grosse Mengen verwendet werden, was in einem Sommer mit schönen lauen Abenden auch schnell hohe Kosten verursachen kann.
Hausmittel und selbstgemachte Fliegensprays
Eine kostengünstige Alternative kann es sein, den Fliegenschutz selber zu machen. In selbstgemischte Fliegensprays kann man viele Dinge geben, die man häufig auch zu Hause hat.
Dazu eignen sich beispielsweise Zitrone (nur sehr wenig), Eukalyptusöl oder Knoblauch – eben alles was stark riecht. Wichtig ist dabei jedoch, das Fliegenschutzmittel nicht auf Wundbereiche zu sprühen.
Wenn man eine Fliegendecke besitzt, kann man diese oft auch gut mit dem Spray einsprühen. Behandeln Sie das Pferd zusätzlich unterm Bauch, da hier viele Lästlinge gern ansetzen.
Bremsenfliegen im Alltag loswerden
Bremsen und die normalen Hausfliegen sind – abgesehen von Mücken in der Dämmerung – im Alltag wohl die häufigsten Plagegeister, die einem im und am Stall begegnen.
Vom Einpacken und Abdecken des Pferdes über Sprays und Cremes bis hin zum Futterzusatz gibt es viele verschiedene Methoden, um die Plagegeister fern zu halten. Auch Hausmittel gegen Bremsen bei Pferden gibt es viele.
Die Wirkung der diversen Mittel ist – ausser beim Einpacken und Abdecken – jedoch häufig nicht ausreichend, um Mensch und Pferd entspannt über Waldwege spazieren zu lassen.
Knoblauch gegen Fliegen & Bremsen beim Pferd
Futterzusätze basieren meist auf der Gabe von Knoblauch. Dieser hat zwar eine positive Wirkung auf Blutgefässwände, kann jedoch in der Regel nicht ausreichend gefüttert werden, um über den Schweiss ausgeschieden zu werden und die Pferde so stark nach Knoblauch riechen zu lassen.
Meist beschränkt sich der Geruch auf den Bereich des Kopfes. Dies ist jedoch oft als positiv zu bewerten, da sich so eventuell weniger Fliegen im Bereich der Augen aufhalten und dadurch weniger Bindehautentzündungen ausgelöst werden.
Augen vor Insekten schützen
Zur Vermeidung von Augenentzündungen beim Pferd durch Fliegen werden auch viele Masken oder Ähnliches für den Kopf angeboten. Fliegenmasken, welche mit Klett oder anderem verschlossen werden können und so den ganzen Kopf mit oder ohne Ohren abdecken können, sind in der Regel sehr gut wirksam, vorausgesetzt, das Pferd lässt sie auch auf.
Sprays sind am Kopf in der Regel schwierig aufzutragen, da die meisten Pferde das Sprühen nicht tolerieren. Zudem muss auch unbedingt der Augenkontakt mit reizenden Mitteln verhindert werden, was ebenfalls gegen Sprays zum Schutz der Augen spricht.
Fliegen im Ohr des Pferdes
Fliegen in den Ohren können bei Pferden zwar ein Problem darstellen, dies ist jedoch vergleichsweise selten der Fall. Die Ohren kann man jedoch gut von aussen mit stark riechenden Mitteln einreiben. Auch hier gibt es zudem Abdeckungen, welche dem Pferd angezogen werden können – sogenannte Fliegenhauben.
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Fazit: Insektenschutz muss individuell gewählt werden
Insgesamt gilt: Wenn ein Sommer besonders feucht und warm ist und der Winter davor eher mild war, sind dies perfekte Bedingungen für Insekten am Stall. Um sie loszuwerden, gibt es viele Möglichkeiten, wie zum Beispiel:
- Decken
- Masken
- Sprays
- Gels
- Salben
- Futterzusätze
Ausserdem gibt es zahllose Hausmittel, die eingesetzt werden können, sowie Rezepte, um Mittel gegen Insekten selbst zu mischen.
Letztendlich muss man jedoch bedenken, dass es regionale Unterschiede zwischen den Insekten gibt und die unterschiedlichen Arten durch verschiedene Mittel ferngehalten werden können. Sinnvoll ist es daher, für sich herauszufinden, welche Kombination dieser Möglichkeiten am besten zu dem jeweiligen Pferd-Reiter-Paar passt.