Arthrose beim Pferd erkennen und behandeln

Arthrose ist eine chronische Gelenkerkrankung bei Pferden. Sie ist unheilbar, doch die Symptome lassen sich durch entsprechende Behandlung und Fütterung lindern.
© Silke Hamann

Arthrose, auch bekannt als Gelenkverschleiss, ist eine chronische Gelenkerkrankung, die bei Pferden auftreten kann. Sie ist nicht heilbar, doch es gibt zahlreiche Möglichkeiten der Behandlung, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der betroffenen Pferde zu verbessern. Über die richtige Fütterung und viel Bewegung kann der Fortschritt der Krankheit aufgehalten werden. Jeder Pferdebesitzer kann also viel dafür tun, trotz dieser Diagnose noch lange Freude an seinem Pferd zu haben.

Was ist Arthrose?

Der Begriff Arthrose (Arthrosis deformans) bezeichnet eine nicht-entzündliche Veränderung eines oder mehrerer Gelenke. Dabei kommt es beim betroffenen Pferd zur Degeneration des Gelenkknorpels. Dieser wird zunächst weich und löchrig und verschwindet dann zunehmend.

Da nun die schützende Knorpelschicht über dem Knochen fehlt, reagiert der Körper des Pferdes mit erhöhter Knochenbildung. Es entstehen schmerzhafte Spitzen und Kanten. Da auch die Gelenkkapsel bei fortgeschrittenem Verlauf verknöchert, kommt es zu einer Versteifung des Gelenks (Ankylose). Häufig treten begleitende Entzündungen auf.

Bei einer Arthrose im Knie eines Pferdes spricht der Mediziner von Gonarthrose, in der Hüfte von Coxarthrose. Der geläufige Begriff „Spat“ ist eigentlich eine Sammelbezeichnung für akute und chronische Entzündungen des Sprunggelenks und damit einhergehende Verknöcherung des Knorpels. Er umfasst aber auch die Entkalkung der Fusswurzelknochen. Spat wird im Volksmund aber häufig als Synonym für die Arthrose des Sprunggelenks gebraucht.

Ursachen für Arthrose bei Pferden

Ursachen für Arthrose bei Pferden können Entzündungen des Gelenks (Arthritis) sowie Überbelastung des Pferdes sein. Auch angeborene Fehlstellungen und die Abnutzung im Alter können zu der Erkrankung führen.

Symptome und Anzeichen erkennen

Da eine Arthrose bei Pferden schleichend voranschreitet, sind erste Anzeichen oft schwer zu erkennen. Typisches Symptom ist das sogenannte „Einlaufen“ des Pferdes. Dabei zeigt das Pferd nach langen Ruhephasen und zu Beginn der Arbeit eine verstärkte Lahmheit, die sich nach einiger Zeit in Bewegung deutlich verbessert oder ganz verschwindet.

Weitere Anzeichen sind: 

  • steife Gelenke
  • Bewegungsunwilligkeit
  • Probleme bei engen Wendungen

Diagnose einer Arthrose beim Pferd

Bei einem Verdacht auf Arthrose des Pferdes sollte umgehend ein Tierarzt konsultiert werden, denn je später eine Arthrose erkannt und behandelt wird, desto schlechter ist die Prognose.

Für die Stellung der Diagnose nimmt der Tierarzt folgende Untersuchungen vor:

  • Beobachtung in Bewegung, Beugeproben
  • gründliches Abtasten 
  • Röntgen
  • evtl. weiterführende Untersuchungen, wie zum Beispiel Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT)

Arthrose bei Pferden behandeln

Da eine Arthrose bei Pferden sehr häufig mit starken Schmerzen verbunden ist, sollte sie in jedem Fall behandelt werden. Eine Heilung ist derzeit nicht möglich, doch es gibt zahlreiche konventionelle und alternative Methoden, um den Fortschritt der Arthrose einzudämmen und die Schmerzen des Pferdes zu lindern.

Die konventionelle Behandlung einer Arthrose bei Pferden besteht in der Regel aus einer Kombination aus Schmerzmitteln und Entzündungshemmern, beispielsweise Cortison.

Auch die Gabe von knorpelschützenden Medikamenten (Chondroprotektiva) sowie von Hyaluronsäure ist möglich. Diese ist Bestandteil des Knorpels und der Gelenkschmiere (Synovia). Hyaluronsäure kann dem Pferd direkt ins Gelenk gespritzt oder über das Futter als Flüssigpräparat verabreicht werden.

In besonders schlimmen Fällen kann eine Operation des Pferdes ratsam sein, bei der die Knochenspitzen abgetragen werden und so die Oberfläche des Gelenks geglättet wird.

Weitere Bestandteile der Therapie

Zusätzlich zur konventionellen Therapie wird für an Arthrose erkrankte Pferde eine Behandlung mittels Physiotherapie oder Osteopathie empfohlen. Dabei werden Blockaden und Muskelverkrampfungen gelöst, welche die Arthrose dauerhaft noch verschlimmern können.

Auch ein guter Hufschmied ist unerlässlich. Mit dem richtigen Beschlag können, auch vorbeugend, die Statik des Pferdes verbessert und eventuelle Fehlstellungen ausgeglichen werden.

Eine Wärmebehandlung des betroffenen Gelenks, zum Beispiel mit Wärmegamaschen, kann vielen Pferden Linderung verschaffen. Sie darf jedoch nur eingesetzt werden, wenn keine Entzündung vorliegt, da diese durch Wärme unter Umständen noch verstärkt würde. In diesem Fall kann sogar eine Kühlung des Gelenks angebracht sein.

Einschläfern wegen Arthrose?

Wenn das Pferd bei einer hochgradigen Arthrose auf eine entsprechende Schmerztherapie nicht mehr anspricht, muss auch darüber nachgedacht werden, es unter Umständen einzuschläfern und so zu erlösen. Das Einschläfern sollte aber nur nach ausführlicher Beratung mit dem behandelnden Tierarzt erfolgen.

Fütterung von Pferden mit Arthrose

Inzwischen gibt es für Pferde viele Zusatzfutter auf dem Markt, die bei Arthrose empfohlen werden. Da die Tiere individuell unterschiedlich darauf reagieren, kann es notwendig sein, verschiedene auszuprobieren.

Generell gilt, dass die Fütterung von Maissilage nach Möglichkeit vermieden werden sollte. Auch Getreidekleien sollten nur sparsam eingesetzt werden. Diese Futtermittel haben einen sehr hohen Phosphorgehalt. Zu viel wirkt sich negativ auf das Calcium-Phosphor-Verhältnis in den Knochen aus. In der Folge werden diese weich und angreifbar. Für eine gute Calciumversorgung sorgen Luzerne und Rübenschnitzel, zusätzlich kann Mineralfutter angeboten werden.

Arthrose mit Kräutern behandeln

Bei Pferden mit Arthrose hat sich auch die Fütterung bestimmter Kräuter bewährt. Ingwer und Teufelskralle haben eine entzündungshemmende Wirkung.

Doch hier ist Vorsicht geboten. Vor allem Teufelskralle wirkt bei dauerhafter oder zu hoher Dosierung reizend auf die Magenschleimhaut und darf nicht bei Magengeschwüren verfüttert werden. Hier sollte im Voraus eine Absprache mit dem behandelnden Tierarzt getroffen werden.

Verweigert Ihr Pferd die Teufelskralle, weichen Sie diese über Nacht in Apfelsaft ein. Das vertreibt den bitteren Geschmack und macht sie besser verdaulich.

Folgende Kräuter haben für Pferde ausserdem eine gesunde Wirkung bei Arthrose:

  • Kräuter wie Brennnesseln und Löwenzahn enthalten viel Silizium, was der Körper zum Aufbau von Kollagen benötigt, einem wichtigen Bestandteil der Knorpelmatrix. 
  • Hagebutte und Knoblauch enthalten Antioxidantien. Diese sind wichtig für die Neutralisation freier Radikale, die bei Entzündungsprozessen entstehen und zellschädigend wirken. 
  • Ein beliebtes Zusatzfutter ist Grünlippenmuschelextrakt. Das Präparat fördert die Bildung von Gelenkschmiere (Synovia) und wirkt entzündungshemmend. Es gilt zudem als schonend für den empfindlichen Magen-Darm-Trakt.

Homöopathie und Schüssler-Salze®

Ziel der homöopathischen Behandlung ist es, die Selbstheilung zu aktivieren und zu unterstützen. Für Arthrose bei Pferden gibt es eine Reihe von Globuli. Welche die richtigen sind, wird je nach Art der Arthrose entschieden. Es gibt inzwischen einige Tierärzte, die sich auf Homöopathie spezialisiert haben und hierzu beraten können.

Eine weitere Möglichkeit sind Schüssler-Salze®. Empfohlen werden die Nummern 6, 8, 12 und 17. In Tablettenform sollten sie eingeweicht und ins Tränkwasser oder über das Futter gegeben werden. Besser ist aber auch hier die Gabe in Globuli-Form, da die Tabletten bei einigen Tieren zu Verstopfungen führen können.

Ausserdem bewährt hat sich das homöopathische Medikament Zeel®. Es hemmt die Ausschüttung von entzündungsfördernden Substanzen im Körper. Die Verabreichung erfolgt als Injektion oder in Tablettenform.

Reiten trotz Arthrose?

Viele Pferde können trotz Arthrose noch lange Zeit geritten werden. Es gilt allerdings einiges zu berücksichtigen. Ein ausgiebiges Warmreiten vor der eigentlichen Arbeit ist besonders wichtig. Neben der Erwärmung der Muskulatur fördert es die Bildung von Gelenkschmiere und macht so die Gelenke geschmeidig.

Immer unter der Bedingung, dass der Reiter einfühlsam und rücksichtsvoll auf das Empfinden seines Pferdes achtet, ist dann auch der Einsatz in Dressur und Springen oft noch möglich.

Generell ist viel Bewegung bei Arthrose ratsam, um die Gelenke geschmeidig zu halten und die Synovia-Produktion anzuregen.

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Decken bei Pferden mit Arthrose

Häufig kommt die Frage auf, ob man ein Pferd mit Arthrose noch decken lassen kann. Hier sollte individuell entschieden werden – zunächst spricht nichts dagegen. Nach heutigem Kenntnisstand ist auch nicht bekannt, dass das Risiko, an Arthrose zu erkranken, beim Pferd vererbt wird.

Man sollte jedoch beachten, dass vor allem bei fortgeschrittener Erkrankung die Belastung beim Aufsprung mit erheblichen Schmerzen verbunden sein kann. Beim Hengst kann dies zu einer verringerten Libido (Sexualtrieb) und somit unter Umständen zum Verweigern des Deckaktes führen. Eine Stute mit Arthrose zeigt aufgrund der Schmerzen eventuell vermehrtes Abwehrverhalten gegenüber dem Hengst.

Auch die erhöhte Beanspruchung der Gelenke während einer Trächtigkeit ist zu bedenken. Soll ein Pferd mit Arthrose zur Zucht eingesetzt werden, sollte daher am besten im Voraus eine ausführliche Beratung mit dem Tierarzt erfolgen.

- Autor: Malin Held

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