EMS beim Pferd (Equines metabolisches Syndrom) – Symptome und Diagnose

Das Equine metabolische Syndrom ist eine Stoffwechselerkrankung bei Pferden. Die Diagnose erfolgt anhand der typischen Symptome und verschiedener Tests.
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Das Equine metabolische Syndrom (EMS) ist eine immer häufiger diagnostizierte Krankheit des Stoffwechsels beim Pferd. Eine grosse Bedeutung hat diese Pferdekrankheit bei Ponys, meist mit Übergewicht, und als Ursache von Hufrehe. Lesen Sie hier, wie Sie die typischen EMS-Symptome erkennen und welche Möglichkeiten zur exakten Diagnose bestehen.

Symptome des Equinen metabolischen Syndroms

Die Symptome des Equinen metabolischen Syndroms ergeben sich aus einer Störung des Stoffwechsels, bei dem vor allem der Insulinhaushalt und die Glukoseversorgung der Zellen gestört sind.

Dadurch entstehen Durchblutungsstörungen, die sich meist zuerst in den Hufen in Form von Hufrehe zeigen. Charakteristisch für eine durch EMS verursachte Hufrehe ist, dass die Hufkrankheit:

  • meist schlecht behandelbar ist, 
  • in allen vier Hufen zu finden ist und 
  • ohne klaren Auslöser auftritt.

Typische Fettdepots bei EMS

Da der Energiehaushalt von Pferden mit EMS aus dem Gleichgewicht geraten ist, haben diese häufig Fettdepots an charakteristischen Stellen, wie beispielweise:

  • am Schweifansatz, 
  • unten am Bauch, 
  • im Mähnenkamm oder 
  • über den Augen.

Welche Ursachen gibt es für EMS?

Das Equine metabolische Syndrom ist eine Erkrankung, die vor allem haltungsbedingt ist. Die betroffenen Pferde oder Ponys sind meist übergewichtig und haben einen deutlichen Bewegungsmangel.

Häufig erkranken sogenannte Robustrassen an EMS, also Pferde, die von Natur aus wenig Futter brauchen, um ihren Erhaltungsbedarf an Energie zu decken. Diese Rassen sind daher schon genetisch besonders anfällig dafür, diese Stoffwechselerkrankung auszubilden.

Was genau passiert bei EMS?

Das Equine metabolische Syndrom entsteht, wenn ein Pferd übergewichtig ist und gleichzeitig einen Bewegungsmangel hat. Denn dadurch hat das Pferd einen hohen Glukosespiegel, der wiederum eine starke Insulinausschüttung bewirkt.

Durch eine dauerhaft hohe Insulinausschüttung sinkt jedoch die sogenannte Insulinsensitivität der Zellen. Sie stumpfen also gewissermassen gegenüber der Wirkung des Insulins ab. Dadurch kann dieses seine eigentliche Funktion, den Transport von Glukose aus dem Blut in die Körperzellen, nicht mehr erfüllen.

Verminderte Insulinsensitivität erhöht den Glukosespiegel

Durch die gesenkte Insulinsensitivität des Pferdes bleibt mehr Glukose in den Blutgefässen, weil die Aufnahme in die Zellen nur durch die Funktion des Insulins möglich ist. Diese erhöhte Glukosekonzentration hat zwei Folgen:

Die erste Folge ist, dass freie Glukose in hohen Konzentrationen gewebsschädlich ist. Das zeigt sich in der Regel zuerst an den Hufen, die dann von der Hufrehe betroffen sind.

Die zweite Folge ist, dass die frei verfügbare Energie von den Fettzellen genutzt wird. Diese sind nicht so stark von der verminderten Insulinsensitivität betroffen und können daher mehr Energie aufnehmen, als es bei gesunden Pferden der Fall ist. Dadurch werden sie deutlich grösser als normal, was zu den für EMS typischen Fettdepots führt.

Die deutlich vergrösserten Fettzellen bilden vermehrt Botenstoffe, die meist Entzündungen im ganzen Körper des Pferdes verursachen. Oft zeigen sich diese in Form von Hufrehe, die also in doppelter Hinsicht durch den erhöhten Glukosespiegel begünstigt wird.

Stress schliesst den Teufelskreis

Durch die Schmerzen, die von der Hufrehe oder auch von anderen Entzündungen und folgenden Krankheiten ausgehen, wird als Stressreaktion das Stresshormon Kortisol ausgeschüttet. Dieses verstärkt wiederum die Insulinresistenz, also die Verminderung der Insulinsensitivität, wodurch ein Teufelskreis entsteht.

Diagnose durch Tests der Blutwerte

Eine Diagnose des Equinen metabolischen Syndroms erfolgt über Blutuntersuchungen in Kombination mit der Bewertung der Symptome, die das Pferd zeigt.

Die Pferde sollten zur Blutabnahme immer nüchtern sein, da die Insulin- und Glukosewerte in Abhängigkeit vom zuletzt aufgenommenen Futter stark schwanken können. Aus diesem Grund ist auch ein einmaliger Test meist nicht aussagekräftig.

Nur bei Pferden mit starken Symptomen kann eine alleinige Nüchtern-Insulinwertbestimmung die Verdachtsdiagnose untermauern.

Eine einzelne Glukosebestimmung ohne Bestimmung des Insulinwerts reicht jedoch selbst bei starken Symptomen nicht aus. Denn diese ist deutlich weniger aussagekräftig als eine alleinige Insulinbestimmung, da die Bauchspeicheldrüse des Pferdes in der Regel in der Lage ist, trotz der Insulinresistenz so viel Insulin zu produzieren, dass der Glukosewert im Normalbereich liegt.

Auch in Fällen, in denen keine eindeutigen Symptome vorliegen, reicht die Bestimmung eines einzelnen Glukose- oder Insulinwertes nicht aus. Aus diesem Grund haben sich verschiedene Testverfahren etabliert, die im Folgenden beschrieben sind.

Oral Sugar Test

Der Oral Sugar Test ist eine Abwandlung des früheren einfachen Glukose-Toleranz-Tests. Hierbei muss das Pferd am besten über Nacht hungern. Morgens bekommt es dann vom Tierarzt Zuckersirup in das Maul verabreicht. Anschliessend wird nach definierten Zeiträumen Blut abgenommen, zentrifugiert und gefroren an ein Labor versendet, damit der Glukosespiegel im Blut gemessen werden kann.

Dieser Test ist schon deutlich genauer als der einfache Glukose-Toleranz-Test, da bei der abgewandelten Form eine fest definierte Menge Glukose eingegeben wird. Dennoch sind hier einige Fehlerquellen vorhanden, die noch verbessert werden können. So könnte das Pferd beispielsweise etwas von dem Sirup ausspucken. Auch haben alte Pferde oft eine schlechtere Darmresorption.

Combined Glucose Insulin Test

Bei dem Combined Glucose Insulin Test darf das Pferd über Nacht lediglich etwas Heu fressen. Morgens wird dann mit einem einfachen Blutzuckermessgerät der Basalwert (Ausgangswert) für Glukose bestimmt.

Dann wird eine fest definierte Menge Glukoselösung als Infusion über die Vene verabreicht und in regelmässigen Abständen erneut der Glukosewert bestimmt. Bleibt der Glukosewert länger als 45 Minuten über dem Basalwert, spricht man von einer Insulinresistenz.

Dieser Test ist der genaueste, um eine Insulinresistenz zu bestimmen, denn er reagiert auch, wenn das Pferd noch keine offensichtlichen Symptome hat und auch wenn die Werte zuvor im Normbereich lagen.

Differentialdiagnose: Cushing Syndrom

Ähnliche Symptome wie bei dem Equinen metabolischen Syndrom treten auch bei dem Equinen Cushing Syndrom (Pituitary Pars Intermedia Disease, PPID) auf, da auch hier der Insulin- und Glukosestoffwechsel des Pferdes gestört sind. Das Equine Cushing Syndrom ist jedoch eher eine Erkrankung von älteren Pferden.

Die eben beschriebenen Tests eignen sich unterstützend zur Abgrenzung von EMS zum Cushing Syndrom. Bei einem an PPID erkrankten Pferd ist zusätzlich der Haushalt des ACTH (Adrenocorticotropes Hormon, ein Hormon aus der Hypophyse im Gehirn) gestört. Häufig haben die erkrankten Pferde als Folge dieser Störung zusätzlich EMS. Dies wird dann jedoch oft mit zur Cushing-Erkrankung gezählt, da es die Folge des erhöhten ACTH-Wertes ist.

Abgrenzung zu PSSM

Bei der Diagnose des Equinen metabolischen Syndroms kann zusätzlich eine Abgrenzung zur Polysaccharid Speichermyopathie (PSSM) nötig sein. An PSSM erkrankte Pferde haben in der Regel nach leichter Arbeit einen sehr steifen Gang und starke Schmerzen. Die Hinterhand wird hierbei sehr steif, weshalb das Pferd versucht, sie zu entlasten. Dies kann in einigen Fällen mit einer Hufrehe verwechselt werden, die alle vier Hufe betrifft.

Die von PSSM betroffenen Pferde haben einen Gendefekt, der vor allem bei Quarter Horses und anderen Westernpferden auftritt. Es gibt jedoch auch einige Warmblüter und Kaltblüter, bei denen dieser Gendefekt zu beobachten ist.

Die PSSM ist leicht mit einem Gentest von EMS oder PPID abzugrenzen und tritt auch deutlich seltener auf als die anderen beiden Erkrankungen.

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- Autor: Ann Christin Leitow

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