Wie man eine Kolik beim Pferd erkennen kann
Wer mit Pferden umgeht, muss sich fast zwangsläufig mit der Kolik beim Pferd auseinandersetzen. Da eine Kolik meist sehr schmerzhaft ist und zudem tödlich verlaufen kann, löst sie bei Pferdebesitzern oft Angst aus. Um eine Kolik beim Pferd rechtzeitig zu erkennen und dementsprechend handeln zu können, sollten Sie die wichtigsten Symptome kennen. Grundkenntnisse über die Entstehung einer Kolik helfen dabei, zukünftigen Problemen vorzubeugen. Erfahren Sie hier alles Wissenswerte über Ursachen und Anzeichen einer Kolik beim Pferd.
Kolik als Symptom
Kolik bei Pferden ist im eigentlichen Sinne weniger eine Krankheit als vielmehr ein Sammelbegriff für verschiedene Symptome, die auf Schmerzen im Bauchraum des Pferdes hinweisen.
Häufig liegen einer Kolik Probleme im Magen oder Darm zugrunde. Aber auch Schmerzen im Bereich der Eierstöcke, der Nieren oder der Harnblase können zu Koliksymptomen führen.
Ursachen der Kolik beim Pferd
Wie eine Kolik entsteht, ist unterschiedlich, denn eine Vielzahl von Ursachen kann zu Symptomen einer Kolik führen. Sie treten meistens in Kombination auf. Zu den häufigsten Gründen für eine Kolik gehören:
- Verstopfung von Dickdarmabschnitten, zum Beispiel durch schlecht verdautes Futter (oft Stroh) in Verbindung mit Bewegungs- oder Wassermangel
- Aufblähung von Darmabschnitten, zum Beispiel durch gärendes oder schlecht verdautes Futter. Häufig ist der zum Dickdarm des Pferdes zählende Blinddarm betroffen.
- Verschiebung und Verlagerung von Darmabschnitten
- Verdrehen von Darmabschnitten
- Stress, zum Beispiel nach einem Transport oder einer Umstallung
- Überladung des Magens, zum Beispiel durch zu viel Kraftfutter oder aufquellende Futtermittel
Je nach Ursache kann die vorliegende Kolik auch als Verstopfungskolik, Gaskolik oder Stresskolik bezeichnet werden.
Die Anzeichen einer Kolik sind unterschiedlich
Die Anzeichen einer Kolik sind meist wenig spezifisch, sodass aus den vom Pferd gezeigten Symptomen oft nicht auf die Ursache der Schmerzen geschlossen werden kann. Daher ist stets eine gründliche Untersuchung durch den Tierarzt nötig, um den Auslöser der Beschwerden festzustellen.
Jedes Pferd reagiert zudem in unterschiedlichem Masse auf Schmerz. Während einige Pferde bei einer Kolik bereits sehr früh starke Symptome zeigen, bleibt das Unwohlsein bei anderen lange unerkannt. Eine tägliche aufmerksame Kontrolle des Pferdes im Alltag beugt der unbemerkten Entstehung und Entwicklung einer Kolik vor.
Typische Symptome einer Kolik bei Pferden
Zu den häufigsten Symptomen bei einer Kolik des Pferdes gehören:
- Fressunlust, Appetitlosigkeit
- Scharren
- fehlender Kotabsatz
- Treten mit den Hinterbeinen unter den Bauch
- Umschauen zur Flanke
- Liegen
- Flehmen
- aufgeblähter Bauch
- Unruhe
- Schwitzen
- Wälzen
- plötzliches unkontrolliertes Hinwerfen
Leichte und schwere Koliken
Meist sind bei einem Pferd nicht alle der genannten Symptome einer Kolik zu beobachten. Die gezeigten Anzeichen dienen als Hinweis für den Grad des Schmerzes, den das Pferd empfindet. Leichte Koliken verursachen dezentere Symptome, während Schwitzen, starke Unruhe, Wälzen und Niedergehen (plötzliches Fallenlassen und Hinlegen des Pferdes) für starke Schmerzen und eine schwere Kolik sprechen.
Je heftiger die Symptome erscheinen, desto näher liegt der Verdacht auf eine komplizierte Ursache, die umgehend behandelt werden muss und die sich möglicherweise auch nicht im Stall beheben lässt. Denn eine Verlagerung einzelner Darmabschnitte kann schlimmstenfalls dazu führen, dass der Darm des Pferdes regelrecht abgeklemmt wird und das betroffene Gewebe abstirbt. Die Folge kann ein Endotoxinschock (besser bekannt als Blutvergiftung) sein, der ohne entsprechende Behandlung zum Kreislaufversagen und schliesslich zum Tod des Pferdes führen kann.
Die Entscheidung, ob ein Pferd zur Behandlung der Kolik in eine Tierklinik gebracht und dort eventuell operiert werden muss, hängt allerdings nicht nur von der Stärke der Symptome ab. Entscheidend sind auch die Befunde der tierärztlichen Untersuchung vor Ort und der Verlauf der Kolik während der Behandlung.
Fressunlust bei Kolik
Fressunlust beziehungsweise Appetitlosigkeit zählt zu den häufigsten Anzeichen bei einer Kolik. Pferde, die plötzlich schlecht oder gar nicht mehr fressen, leiden oft an einer Erkrankung des Magens oder des Darms.
Allerdings können auch ein Wassermangel, zum Beispiel durch eine defekte Selbsttränke, verdorbenes oder nicht schmackhaftes Futter, Probleme mit den Zähnen oder auch eine Lahmheit und andere schmerzhafte Erkrankungen bei Pferden zu Fressunlust führen.
Den Kotabsatz beobachten
Fehlender Kotabsatz und auch die Beschaffenheit des Kots geben Aufschluss über die Art und mitunter auch die Dauer der Kolik des Pferdes.
Setzt ein Pferd keinen Kot ab, deutet das auf eine Störung in der Passage des Magendarmtraktes hin. Sehr trockener, gelblicher Kot, manchmal mit weissen schleimigen Anteilen, kommt häufiger bei Pferden mit Kolik vor, die auf Stroh gehalten werden. Diese Art des Kotes spricht für einen verlangsamten Transport und möglicherweise eine Verstopfung im Dickdarm des Pferdes. Nur eine tierärztliche Untersuchung kann diese Vermutung bestätigen.
Wirkt der Bauch des Pferdes besonders in der oberen Flanke, nahe der Hüfthöcker, runder als gewöhnlich und ballonartig, ist vermutlich der Darm aufgebläht. Auf der rechten Seite des Pferdes betrifft eine solche Aufblähung häufig den dort befindlichen Blinddarm. Ein gewölbter Bauch auf der linken Seite vor dem linken Hüfthöcker deutet eher auf eine Beteiligung anderer Abschnitte des Dickdarms hin. Ein aufgeblähter Dünndarm kann aufgrund seiner geringeren Grösse nicht sicher mit dem blossen Auge festgestellt werden.
8 Tipps zur Vorbeugung einer Kolik
Eine Kolik lässt sich bei Pferden nicht immer verhindern. Einige grundlegende Tipps helfen jedoch im Alltag, einer Kolik beim Pferd vorzubeugen:
- Rationieren Sie das Kraftfutter und füttern Sie mindestens zwei Portionen pro Tag.
- Bieten Sie dem Pferd ausreichend und hochwertiges Raufutter wie Heu an.
- Vermeiden Sie plötzliche Futterumstellungen.
- Sorgen Sie täglich für genügend Bewegung für das Pferd.
- Stellen Sie dem Pferd ausreichend und gut erreichbares Wasser zur Verfügung.
- Lassen Sie Mash oder ähnliches stark quellendes Futter vor dem Füttern unbedingt lange ziehen – mindestens so lang, wie vom Hersteller angegeben.
- Bringen Sie Pferde, die vermehrt Sand fressen, nicht auf Sandpaddocks oder sandige Wiesen. Weiden sollten nicht vollständig abgegrast werden, da sie versanden können.
- Vermeiden Sie unnötigen Stress, zum Beispiel durch lange Transporte, Einzelhaltung von Pferden oder lange Wettkämpfe ohne ausreichend Ruhe, Wasser und Futter.
Öl und Leinsamen als Abführmittel
Abführend wirkende Futtermittel wie Leinsamen oder sehr öliges Futter können Pferden mit einer Neigung zu Verstopfung zunächst vorbeugend etwa ein bis zweimal pro Woche angeboten werden.
Von einem dauerhaften, nahezu täglichen Einsatz solchen Futters ist eher abzuraten. Die fettigen und öligen Futtermittel schädigen auf Dauer die natürlichen Bakterien des Darmes und können so erneut zu Verdauungsproblemen führen.
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Vorsichtshalber keine Äpfel
Äpfel gehören zu den von Natur aus zuckerhaltigen Obstsorten. Grundsätzlich sind Pferde nicht auf ein Überangebot an leicht zu verdauendem Zucker ausgerichtet. Die übermässige Gabe solcher Lebensmittel führt bei Pferden daher leicht zu einer Verdauungsstörung, meist verbunden mit einer vermehrten Gasbildung im Dickdarm.
Äpfel sind als Ursache einer Kolik eher unwahrscheinlich, vor allem in den geringen Mengen, die normalerweise verfüttert werden. Als reine Vorsichtsmassnahme kann bei Pferden mit einer Neigung zu Aufblähung und Gaskolik auf die Gabe von Äpfeln verzichtet werden, zumal Äpfel nicht zu den natürlichen Futtermitteln eines Pferdes gehören.
Gleichzeitig sollte in einem solchen Fall aber die gesamte Fütterung und Haltung des betroffenen Pferdes auf mögliche Ursachen für die wiederkehrenden Verdauungsprobleme untersucht werden. Je mehr die Haltung und Fütterung des Pferdes an seine ursprünglichen natürlichen Bedürfnisse angepasst wird, desto geringer ist das Risiko einer Kolik.