Impfung bei der Katze – das sollten Sie wissen
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Impfungen sind eine wirkungsvolle, schonende und sichere Methode zum Schutz von Katzen vor gefährlichen und eventuell sogar tödlichen Krankheiten. Es existiert eine grosse Anzahl verschiedener Impfstoffe gegen unterschiedlichste Erreger – Viren, Bakterien und sogar einige Pilze.
Die umfassende Grundimmunisierung von Katzenbabys ist in jedem Fall sinnvoll und notwendig. Starre Impfschemata gehören allerdings der Vergangenheit an. Auffrischungen und Wiederholung sind nicht in allen Fällen zwingend notwendig – Katzen sollten nicht häufiger als nötig geimpft, aber die Impfungen sollten auch nicht vernachlässigt werden. Wie bei jeder medikamentösen Behandlung gilt auch bei Impfungen der allgemeine Grundsatz: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.
Sinn und Zweck von Impfungen bei Katzen
Die Impfung einer Katze dient der Prophylaxe, also der Vorbeugung spezieller Krankheiten. Das Prinzip ist Folgendes: Bei einer Impfung wird einer Katze eine geringe Dosis eines Erregers (in lebender oder abgetöteter Form) gespritzt, sodass der Körper sich mit dem Erreger auseinandersetzen und für einen späteren Kontakt „wappnen“ kann.
Die Impfung schützt allerdings nicht vor einer Infektion mit dem Erreger – auch geimpfte Katzen können sich noch mit Tollwut, Katzenschnupfen oder FIP infizieren. Allerdings können sie dann durch ihr „trainiertes“ Immunsystem schneller, besser und effektiver gegen den Erreger vorgehen und ihn bekämpfen, bevor es zu einem schweren Ausbruch der Krankheit kommt.
Eindämmung von Krankheiten als Ziel
Ziele einer Impfung bei Katzen sind:
- Verbesserung der Immunantwort bei Erregerkontakt
- Verhinderung schwerwiegender Krankheiten und ihrer Folgen
- Reduzierung der Schwere der Erkrankung
- Reduzierung der Erregerausscheidung durch infizierte Tiere
- Reduzierung der Verweildauer der Erreger im Körper
Studien ergaben, dass flächenhafte Ausbrüche gefährlicher Krankheiten verhindert werden können, wenn mindestens 70 Prozent aller Katzen geimpft sind. Eine Impfung schützt also nicht nur die eigene Katze, sondern kann auch die Ausbreitung einer Krankheit verhindern und somit andere Katzen schützen.
Das Immunsystem – Aufbau und Funktion
Das Immunsystem einer Katze besteht aus einer angeborenen (unspezifischen) und einer erworbenen (spezifischen) Komponente:
- Die angeborene Abwehr besteht vor allem aus Fresszellen, die körperfremde Oberflächenstrukturen von verschiedensten Viren, Bakterien und Pilzen erkennen und diese Erreger fressen.
- Die erworbene Abwehr setzt sich aus Antikörpern und antikörperbildenden Immunzellen zusammen – dieser Teil des Immunsystems wird bei einer Impfung angesprochen.
Antikörper binden sich sehr spezifisch an ganz bestimmte Oberflächenproteine, was die Inaktivierung des Erregers zur Folge hat und das Fressen durch unspezifische Zellen erleichtert.
Erworbene Immunabwehr erlaubt schnelle Reaktion
Der Nachteil des spezifischen Immunsystems einer Katze besteht in der relativ langen Zeit, die für seine Entwicklung nötig ist. Die antikörper-bildenden Zellen müssen sich erst aus einem Pool junger, unspezifischer Zellen entwickeln, sich spezialisieren und spezifische Antikörper bilden – man spricht von einer „Prägung“.
Der Vorteil liegt in der Bildung spezieller Gedächtniszellen. Frei im Blut vorhandene Antikörper werden nach überstandener Infektion relativ schnell wieder abgebaut. Gedächtniszellen „merken“ sich jedoch alle Informationen, die für die Bekämpfung des Erregers nötig sind. Gedächtniszellen teilen sich zudem sehr langsam und ruhen lange Zeit im Gewebe. Sie erhalten den Impfschutz teilweise auch nach über sieben Jahren, vereinzelt auch lebenslang, erfolgreich aufrecht.
Bei einem erneuten Kontakt der Katze mit dem Krankheitserreger werden die Gedächtniszellen aktiviert und können, weil sie nicht erst geprägt werden müssen und sich an den Erreger „erinnern“, schneller mehr Antikörper bilden. Die Immunreaktion der Katze erfolgt beim zweiten Erregerkontakt wesentlich schneller, stärker und zielgerichteter – spezifische Antikörper stehen schneller zur Verfügung. Die Infektion kann wesentlich erfolgreicher bekämpft werden.
Vorteile und Nachteile von Impfungen
Die Impfung ist bei der Katze die wichtigste Methode zur Verhinderung von schwerwiegenden Krankheiten. Das jahrelang übliche, starre Impfprogramm für ausnahmslos alle Katzen ist allerdings mittlerweile ein überholtes Modell. Jede Katze hat ein individuelles Risiko, mit verschiedenen Krankheitserregern in Kontakt zu kommen – so ist es unwahrscheinlich, dass eine reine Wohnungskatze sich mit Tollwut infiziert. Freigänger sollten jedoch auf jeden Fall gegen Tollwutviren geimpft werden.
Die Impfung ist eine kontrollierte Infektion. Sie ahmt eine natürliche Infektion nur nach, da Impfstoffe in der Regel gespritzt werden und nicht den natürlichen Infektionsweg verfolgen. So werden die Erreger beispielsweise bei Katzenschnupfen normalerweise über die Schleimhäute in Nase und Maul und nicht direkt in die Blutbahn aufgenommen. Für Katzenschnupfen und FIP sind heute spezielle Impfstoffe erhältlich, die über die Nase verabreicht werden können.
Dadurch, dass so der natürliche Infektionsweg nachgeahmt wird, kann sich bei der Katze eine effektivere Abwehr gegen diese Viren entwickeln – bei anderen Krankheiten ist das bisher jedoch noch nicht der Fall.
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Impfen – ja oder nein?
Die Entscheidung, seine Katze impfen zu lassen oder nicht, liegt letztendlich allein beim Katzenbesitzer. Um das Risiko einer Ansteckung sowie das Für und Wider der einzelnen Impfungen gründlich abzuwägen, ist es sinnvoll, in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt ein individuelles Impfprogramm für jede Katze zu entwickeln. In der Regel werden sowohl eine jährliche Gesundheitsberatung als auch klärende Impfgespräche durch den Tierarzt angeboten.
Die Kosten betragen pro Tier und Impfung abhängig vom Tierarzt zwischen 20 und 30 €.