9 häufige Fellprobleme bei Pferden – und wie man sie behandelt
Ein glattes, glänzendes Fell ist ein Hinweis auf ein weitgehend gesundes Pferd. Je nach Haltung des Pferdes kann das Fell aber auch teilweise verklebt und mit Dreck verkrustet oder staubig sein, obwohl das Pferd keine Fellprobleme im eigentlichen Sinne hat.
Vermehrter Haarausfall ist bei Pferden im Fellwechsel durchaus normal, kann ansonsten aber auf eine Erkrankung hindeuten. Runde, kahle Stellen, abgescheuerte Mähne oder Schweife und krustige Beläge auf dem Fell können ebenfalls erste Anzeichen für Fellprobleme sein. Erfahren Sie mehr über die häufigsten Fellprobleme beim Pferd und wie Sie diese Probleme erkennen und richtig behandeln.
Die häufigsten Ursachen für Fellprobleme bei Pferden
Die richtige Fellpflege und eine saubere, pferdegerechte Haltung helfen, Fellprobleme bei Pferden zu vermeiden. Dennoch treten auch bei gut gepflegten Pferden manchmal Fellprobleme auf.
Zu den häufigsten Ursachen für Fellprobleme bei Pferden gehören:
- schlecht sitzende, scheuernde Decken oder andere Ausrüstung wie Sattel oder Gamaschen
- Parasiten wie Milben oder Würmer
- Infektion der Haut mit Bakterien, vor allem in Verbindung mit einer Haltung auf dauerhaft nassen Flächen (matschige Böden oder schlechtes Ausmisten der Box), oder mit Pilzen
- allgemeine Erkrankung des Stoffwechsels (zum Beispiel Erkrankung der Leber oder Cushing Syndrom) oder andere chronische Erkrankungen
- fortgeschrittenes Alter des Pferdes (zum Beispiel ein dadurch verzögerter, schlechter Fellwechsel nach dem Winter)
Je nach Ursache, besonders aber bei Parasiten, können die Veränderungen im Fell für andere Pferde ansteckend sein. Die Fellprobleme möglichst früh zu erkennen und die Ursache herauszufinden, spielt deshalb eine wichtige Rolle.
Fellprobleme bei Pferden erkennen
Viele Fellprobleme lassen sich recht einfach an typischen Veränderungen des Fells erkennen. Zu den häufigsten sichtbaren Veränderungen im Fell gehören:
- runde, kahle Stellen im Fell am ganzen Körper des Pferdes oder nur an einzelnen Bereichen: typisch für Befall mit Pilzen
- glanzloses, stumpfes oder struppiges Fell: häufig bei allgemeinen, chronischen Erkrankungen, zum Beispiel der Leber oder Niere, aber auch bei einem Mangel an Fettsäuren und Energie
- ungewöhnlich langes, gelocktes Fell und ein schlechter Fellwechsel: sehr typisch für Cushing (ECS), meist bei eher alten Pferden
- verklebtes oder verfilztes Fell mit dicken Krusten und Schuppen vor allem in der Fesselbeuge: typisch für eine Infektion mit Bakterien, zum Beispiel Mauke
- schuppiges Fell vor allem an den Beinen und im Behang, manchmal mit kleinen Krusten: häufig ein Hinweis auf Milben
- abgescheuerte Mähne und Schweifrübe, teilweise mit blutigen Scheuerstellen: häufig bei Sommerekzemen. Ein abgescheuerter Schweif kann auch auf Würmer im Darm hinweisen.
Fellprobleme richtig behandeln
Bei einigen Fellproblemen helfen bereits einfache Mittel wie Waschen, Scheren oder Zusatzfutter weiter. Besonders die durch Parasiten, Bakterien und Erkrankungen des Stoffwechsels hervorgerufenen Fellprobleme bedürfen aber meist der Behandlung durch einen Tierarzt. Vor allem Erkrankungen mit Pilzen sind sehr ansteckend für andere Pferde und sollten nicht ignoriert werden.
Im Folgenden erklären wir Ihnen, wie Sie verschiedene Formen von Fellproblemen bei Pferden am besten behandeln.
1. Kahle Stellen im Fell durch Pilze
Typisch für einen Befall mit Pilzen beim Pferd sind fast kreisrunde, kahle Stellen im Fell. Sie treten am ganzen Körper auf und vermehren sich stetig. An den betroffenen Stellen fällt das Fell aus und wächst nicht nach. Die freiliegende Haut weist manchmal bereits mit dem blossen Auge sichtbare, netzartige Krusten auf, die Teil des Hautpilzes sind.
Bei Verdacht auf einen Befall des Fells mit Pilzen ist eine strenge Hygiene die wichtigste Massnahme. Pilzbefall ist sehr ansteckend für andere Pferde. Sämtliche Ausrüstung wie Denken, Gamaschen und Halfter sollte – wenn möglich – heiss gewaschen und anschliessend desinfiziert werden. Dies ist nötig, um die sehr widerstandsfähigen Sporen der Pilze zu reduzieren. Das Putzzeug des erkrankten Pferdes sollte nicht für andere Pferde verwendet und nach Gebrauch ebenfalls mit heissem Wasser gereinigt und dann desinfiziert werden.
Auch dem Menschen ist anzuraten, sich nach dem Kontakt mit einem an Hautpilz erkrankten Pferd stets die Hände zu waschen und zu desinfizieren. Ein Pilzbefall sollte durch einen Tierarzt näher untersucht und behandelt werden.
Die Wirkung von EM (effektiven Mikroorganismen) als Mittel gegen Pilze im Fell ist eher gering. EM führen meist zu keiner deutlichen Besserung der kahlen Stellen.
2. Glanzloses, stumpfes Fell bei chronischen Erkrankungen
Pferde, die ein dauerhaft glanzloses, stumpfes Fell haben, sind häufig nur verschmutzt (zum Beispiel bei Aussenhaltung oder nach Wälzen im Staub). Ein sehr staubiges Fell kann durch die richtige Fellpflege wie Putzen und Waschen wieder glänzend werden. In anderen Fällen leiden die Pferde jedoch an einer oft chronischen Erkrankung des Stoffwechsels. Häufig sind dabei einzelne innere Organe stärker betroffen als andere.
Besonders Erkrankungen der Leber oder der Niere können zu einem stumpfen Fell führen. Meist sind die Pferde zusätzlich sehr ruhig oder sogar apathisch, fressen schlechter und nehmen ab. Pferde mit Problemen der Leber können zudem durch vermehrt gelbliche Schleimhäute und dicke Beine auffallen. In diesem Fall ist eine Untersuchung durch den Tierarzt ratsam. Das Blut des Pferdes liefert wertvolle Hinweise auf die Art der Erkrankung und die Ursache für das stumpfe Fell.
Die Behandlung mit Medikamenten wird in solchen Fällen meist von einer Futterumstellung auf leicht verdauliches Futter begleitet und kann zusammen mit einer guten Fellpflege wieder zu einem gesunden Pferd mit glänzendem Fell führen.
3. Fellwechselprobleme bei alten Pferden
Ein schlechter Fellwechsel fällt besonders im Frühjahr auf, wenn die Pferde das lange Fell nach dem Winter nicht richtig abwerfen. Normalerweise verlieren die Pferde im Fellwechsel innerhalb von wenigen Wochen ihr langes Fell.
Besonders alte Pferde brauchen dazu jedoch länger, da ihr Stoffwechsel oft nicht mehr so gut funktioniert. Alte Pferde können ausserdem vor allem in Frühjahr während des Fellwechsels dicke Beine aufweisen. Dies liegt meist an dem Wetterumschwung sowie der bei alten Pferden oft mangelnden Bewegung und bessert sich in der Regel nach einigen Tagen. Meist besteht kein Grund zur Sorge.
Dicke Beine können aber auch ein Hinweis auf eine Infektion sein. Besonders bei einem schlappen Pferd mit einem schlechten allgemeinen Zustand, womöglich auch begleitet von Husten, sollte an eine Virusinfektion gedacht werden. Im Zweifel ist der Tierarzt zurate zu ziehen.
Ein Fellwechsel kostet Energie und kann bei manchen alten Pferden im Herbst oder Frühjahr zur Gewichtsabnahme führen. Dieser kann durch die Fütterung von qualitativ hochwertigem Heu und Kraftfutter, Mash oder Zusatzfutter mit Omega-3-Fettsäuren entgegengewirkt werden.
4. Gelocktes Fell beim Equinen Cushing Syndrom
Ein über Wochen hinweg sehr langes, dickes und teilweise gelocktes Fell, das auch im Frühjahr im Fellwechsel nicht abgeworfen wird, kann auf das Equine Cushing Syndrom (ECS) hindeuten. Es handelt sich hierbei um eine Erkrankung des Stoffwechsels, die vor allem bei alten Pferden auftritt und bei der ein bestimmtes Hormon (Cortisol) im Überfluss produziert wird.
Diese Erkrankung kann durch die nachfolgende Unterdrückung des Immunsystems zu schweren Infektionen, aber auch zu chronischer Hufrehe führen und unbehandelt für das Pferd tödlich enden. Durch eine Untersuchung des Blutes und verschiedene Hormontests kann der Tierarzt Cushing beim Pferd diagnostizieren und das Pferd mit Medikamenten behandeln.
5. Mauke beim Pferd als Ursache für verklebtes Fell
Teilweise verdickte oder blutige Haut mit Krusten und verklebtes Fell in der Fesselbeuge des Pferdes entstehen häufig durch eine bakterielle Infektion der Haut (Mauke). Eine Haltung in matschigen Paddocks und feuchten, nicht ausreichend gemisteten Boxen begünstigt die Entstehung von Mauke beim Pferd.
Als wirksamste Behandlung der Mauke erweist sich eine Kombination aus sorgfältigem Waschen der Fesselbeuge mit oder ohne Shampoo, um die Krusten aus dem Fell zu entfernen, und Salben mit Zinkoxid oder ähnlichen Wirkstoffen. Diese wirken antibakteriell und trocknen die Haut ab.
Nach dem Waschen sollte die Fesselbeuge gründlich mit einem Handtuch abgetrocknet werden, da dauerhafte Feuchtigkeit das Wachstum der Bakterien fördert. Gleichzeitig mit einer verbesserten, trockeneren Haltung führt diese Behandlung der Mauke oft zum Erfolg und zu einem glatten Fell ohne Krusten und Beläge.
6. Parasiten im Fell: Schuppen und kahle Stellen
Wenn bei Pferden an den unteren Bereichen der Beine vermehrt kleine Krusten, Haarausfall mit kahlen Stellen und Schuppen auftreten, besteht der Verdacht auf einen Befall mit Parasiten. Oft handelt es sich dabei um Milben. Vor allem Pferde mit viel Behang an den Beinen neigen zu Parasiten. Bei ihnen sollte im Falle einer Erkrankung zur besseren Behandlung der Behang abgeschnitten oder geschoren werden.
Milben können leicht von einem Pferd zum nächsten übertragen werden. Das Putzzeug und sämtliche Ausrüstung des erkrankten Pferdes sollte deshalb nicht für andere Pferde verwendet werden. Die wirksamste Behandlung von Milben stellt eine Waschlösung mit einem gegen Parasiten wirkenden Mittel dar. Diese ist von einem Tierarzt zu beziehen, der auch durch eine Untersuchung die endgültige Diagnose stellt.
Das Waschen der Pferdebeine mit dem Medikament erfolgt meist zwei- bis dreimal im Abstand von etwa zehn Tagen, um auch die Eier der Milben mit abzutöten. Genauer Anweisungen zur Behandlung eines Befalls mit Parasiten gibt der Tierarzt.
7. Die richtige Ausrüstung verhindert abgescheuertes Fell
Schlecht passende Sättel oder schmutzige Satteldecken verursachen häufig Haarausfall und weggescheuertes Fell in Bereich der Sattellage. Der Sitz und die Passform des Sattels sollten täglich kontrolliert und Satteldecken regelmässig gewechselt und gewaschen werden, um Druck- und Scheuerstellen zu vermeiden.
Bei empfindlichen Pferden hilft ein Pad aus Lammfell als Unterlage für den Sattel dabei, abgescheuertes Fell zu verhindern. Für Pferde, die eingedeckt sind und sich viel bewegen, eignen sich Decken mit einer zusätzlichen Schulterfalte. Dadurch reibt die Schulter des Pferdes in der Bewegung weniger an der Decke und das Fell wird weniger abgescheuert.
Ist die Ursache beseitigt, wächst das Fell meist innerhalb einiger Wochen wieder nach.
8. Sommerekzem: Abgescheuerte Haare an Mähne und Schweif
Eine häufige Ursache für ein vermehrtes Scheuern der Mähne und der Schweifrübe bei Pferden ist das Sommerekzem. Diese vermutlich durch bestimmte Mücken ausgelöste Erkrankung tritt häufig im Sommer auf und führt zu erheblichem Juckreiz. In der Folge entstehen Scheuerstellen und in extremen Fällen auch blutige Wunden.
Schonende Fellpflegemittel aus dem Handel halten die Haut geschmeidig. Ätherische Öle eignen sich nicht für wunde Haut, da sie unangenehm in den Wunden brennen. Der Tierarzt verordnet dem Pferd beim Sommerekzem ein entzündungshemmendes und cortisonhaltiges Medikament, um die Reaktion des Immunsystems zu bremsen und den Juckreiz zu lindern.
Zur Prävention sollte das Pferd bei Auslauf auf der Weide oder im Paddock eine Fliegendecke mit Halsteil tragen, um die Mücken abzuwehren.
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9. Würmer verursachen Juckreiz
Eine abgescheuerte und verfilzte Schweifrübe kann auch auf Würmer im Magendarmtrakt hinweisen. Durch ihre Bewegung verursachen die Würmer oder ihre Larven Juckreiz, der dazu führt, dass das Pferd sich scheuert.
In jedem Fall sollte die regelmässige Entwurmung des Pferdes überprüft werden. Gegebenenfalls kann eine Kotprobe vom Tierarzt auf Würmer untersucht und das Pferd dementsprechend behandelt werden.
Meist legt sich der Juckreiz nach erfolgreicher Behandlung und die Schweifhaare wachsen langsam nach. Fellpflegemittel wie Schweif- und Glanzspray glätten den nachwachsenden, verfilzten Schweif des Pferdes.