Gegen welche Krankheiten Sie Ihre Katze impfen sollten
Es gibt viele verschiedene Impfungen für Katzen – nicht alle davon sind für jede Katze gleichermassen sinnvoll. Ob eine Impfung wirklich nötig ist, hängt unter anderem davon ab, wie gefährlich, ansteckend und verbreitet die Katzenkrankheit ist, vor der die Katze geschützt werden soll.
Katzenschnupfen und Katzenseuche gehören dabei zu den sogenannten Core-Impfungen, also zu den Krankheiten, gegen die alle Katzen unbedingt geimpft sein sollten. Auch Tollwut zählt zu diesen Krankheiten – hierbei handelt es sich jedoch nur bei Freigängern um eine Pflicht-Impfung. Die zusätzlich möglichen Impfungen, die sogenannten Non-Core-Impfungen, sollten nur bei Bedarf durchgeführt werden. Im Folgenden stellen wir Ihnen in Kürze vor, gegen welche Krankheiten und Erreger man seine Katze impfen lassen kann.
„Katzenschnupfen“: Viele Erreger sind mögliche Auslöser
Der sogenannte Katzenschnupfenkomplex wird durch eine Vielzahl von Erregern ausgelöst – er entsteht durch eine Infektion mit FHV 1 (Felines Herpesvirus 1 oder Rhinotracheitisvirus) und FCV (Felines Calicivirus) gleichermassen. Es handelt sich beim Katzenschnupfen um eine Erkrankung der oberen Atemwege – also der Luftröhre und Bronchien.
Durch die Vermehrung des Virus werden die Zellen der Atemwege geschädigt. Es kommt bei der erkrankten Katze zu einer Folgeinfektion mit verschiedensten Bakterien – da die verschiedenen Spezies oft nicht eindeutig identifiziert werden können, ist eine Behandlung oft sehr schwierig.
Symptome des Katzenschnupfens sind vor allem:
- hohes Fieber
- Entzündungen der Gelenke und der Maulhöhle
- Schwellungen und Entzündungen der Haut (vor allem an Ohren und Pfoten)
- Schwäche, Mattigkeit, Müdigkeit
Die Sterblichkeit beträgt bis zu 30 Prozent. Häufig sind Katzen betroffen, die in grösseren Gruppen gehalten werden.
Katzenschnupfen zählt zu den Krankheiten, gegen die alle Katzen unbedingt geimpft sein sollten.
Feline Panleukopenie – „Katzenseuche“
Beim Felinen Panleukopenievirus (FPV) handelt es sich um ein hochgefährliches, weltweit verbreitetes Virus. Es wird von an der sogenannten „Katzenseuche“ erkrankten Katzen mit allen Körperflüssigkeiten ausgeschieden und bleibt auch in der Umwelt noch monatelang ansteckend. An Kleidung und Schuhen haftend, kann es vom Besitzer in die Wohnung getragen werden und so auch reine Hauskatzen infizieren.
Katzen sind ausserdem für das Canine Parvovirus, also die Entsprechung des Panleukopenievirus bei Hunden, empfänglich und können sich bei erkrankten Hunden anstecken. Andersherum ist das nicht möglich.
Das Panleukopenievirus befällt das Knochenmark, den Darm und das Immunsystem der Katze, vor allem die Lymphknoten. Typische Symptome der Katzenseuche sind:
- Müdigkeit, Mattigkeit, Schwäche
- Magen-Darm-Entzündung, Durchfall, Erbrechen
- Verweigerung von Futter und Wasser, Abmagerung, Austrocknung
- geschwächtes Immunsystem, erhöhte Krankheitsanfälligkeit
- Fieber
Bei trächtigen Katzen kann es zur Infektion der ungeborenen Katzenbabys mit der Katzenseuche kommen. Bei ihnen wird das Kleinhirn befallen und dauerhaft geschädigt. Sie zeigen dann Störungen des Bewegungsablaufes, Orientierungslosigkeit sowie ungerichtete und unkoordinierte Bewegungen. Oft werden auch embryonaler Frühtod oder Aborte beobachtet.
Die Sterblichkeitsrate kann bei jungen Katzen 60 bis 70 Prozent erreichen. Der Tod kann bereits nach einer Woche eintreten.
Katzenseuche ist eine der Krankheiten, gegen die alle Katzen unbedingt geimpft sein sollten.
Tollwut: hoch ansteckend und nicht heilbar
Die Tollwut ist von der Katze auf den Menschen übertragbar und nicht zu heilen. Katzen sind hoch empfänglich für das Virus und stecken sich meist bei infizierten Füchsen oder Fledermäusen an. Schon fünf Tage vor Auftreten der ersten Symptome kann das Virus übertragen werden – zwischen Ansteckung und den ersten Symptomen können zwei bis 24 Wochen vergehen.
Die Krankheit verläuft bei Katzen als „rasende Wut“: Wie beim Hund zeigen sich dabei die typischen Symptome, also starkes Speicheln und erhöhte Aggressivität. Tollwut verläuft bei Katzen in der Regel tödlich. Zudem besteht ein Heilungsverbot – infizierte Tiere müssen eingeschläfert werden.
Tollwut gehört zu den Krankheiten, gegen die alle Katzen, die Freigänger sind, unbedingt geimpft sein sollten.
Felines Leukämievirus (FeLV)
Bei dem Felinen Leukämievirus handelt es sich um ein sogenanntes Retrovirus – die Katze bleibt also lebenslang infiziert. Das Virus wird durch direkten Kontakt übertragen, bleibt aber auch in der Umgebung einige Tage infektiös. Nach Aufnahme über Nase und Maulhöhle wird das Virus mit dem Blut zum Knochenmark transportiert, vermehrt sich dort und gelangt in andere Organe. Diese Ausbreitung des Virus im Körper der Katze kann mehrere Monate dauern – während dieser Phase treten keine Symptome auf.
Nach Schädigung von Knochenmark und Immunsystem sind Immunschwächen mit einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit die Regel. FeLV kann ausserdem Krebs, wie beispielsweise Leukämie, verursachen und ist Auslöser der Katzenleukose.
Eine Katze mit einem gesunden Immunsystem kann die Krankheit gewöhnlich problemlos überwinden. Medikamentös sind lediglich die Bekämpfung von Folgeinfektionen und die Besserung des Allgemeinzustandes möglich, jedoch keine Heilung der FeLV-Infektion.
Eine Impfung gegen FeLV ist nur dann in Erwägung zu ziehen, wenn ein hohes Ansteckungsrisiko für die Katze existiert – beispielsweise bei Freigängern.
Felines Immundefizienzvirus – „Katzenaids“
Die auch als „Katzenaids“ bezeichnete Infektion mit dem Felinen Immundefizienzvirus (FIV) ist nicht heilbar und die Katzen bleiben lebenslang infiziert. Das Virus existiert in mehreren Typ-Varianten, ist weltweit verbreitet und kommt gehäuft bei Freigängern und dabei besonders bei älteren Katern vor. In der Umwelt ist es nicht lange infektiös – es wird praktisch nur direkt übertragen, vor allem durch Bisse bei Revierkämpfen.
Ähnlich dem HI-Virus befällt FIV die Zellen des Immunsystems und führt bei der Katze zu einer Immunschwäche. Aufgrund dessen sind verschiedenste Folgeinfektionen die Regel. Die Symptome sind daher sehr unspezifisch und wenig charakteristisch. Zu den Symptomen zählen:
- wechselndes Fieber für Tage bis Wochen
- Durchfall
- Folgeinfektionen, Abmagerung, Appetitlosigkeit
- Schwäche, Mattigkeit, Müdigkeit, Teilnahmslosigkeit und Verhaltensänderung
Zur Behandlung mit Medikamenten können Mittel aus der AIDS-Therapie eingesetzt werden, die die Virusvermehrung und den Krankheitsverlauf bei der Katze jedoch bestenfalls verzögern. Die Folgeinfektionen – ausgelöst durch Bakterien, Pilze oder Parasiten – müssen entsprechend behandelt werden. Im Idealfall können so die Lebensbedingungen verbessert und das Leben der Katze verlängert werden.
Die Impfung von Katzen gegen FIV ist aufgrund der fraglichen Wirksamkeit des Impfstoffes umstritten.
Chlamydophila felis (Cp. felis)
Chlamydien sind Bakterien, die sich in Körperzellen von Katzen vermehren und direkt übertragen werden. Besonders häufig betroffen sind junge Katzen im Alter zwischen zwei und zwölf Monaten. Katzenbabys sind durch die Antikörper in der Muttermilch geschützt. Ältere Katzen besitzen ein gestärktes Immunsystem und erkranken ebenfalls weniger häufig.
Die Bakterien vermehren sich in der Schleimhaut von Maul und Nase, später auch in Mandeln, Lymphknoten und inneren Organen der Katze. Typische Symptome einer Chlamydien-Infektion sind:
- Fieber, Mattigkeit, Müdigkeit, Gewichtsverlust
- tränende, rote Augen, Bindehautentzündung, Schädigung der Augenhornhaut
- selten Husten und Schnupfen
Eine Infektion mit Chlamydien kann mit Antibiotika behandelt werden. Chlamydien lassen sich auch gut durch Hygiene, Desinfektion und Quarantäne infizierter Katzen bei Gruppenhaltung bekämpfen.
Eine Impfung gegen Chlamydien ist lediglich dann empfehlenswert, wenn die Katze einem sehr hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt ist – beispielsweise durch den Aufenthalt in Zuchten, Pensionen oder Tierheimen.
Bordetella bronchiseptica – Teil des „Katzenschnupfen“-Komplexes
Bordetellen sind Bakterien, die häufig am Katzenschnupfenkomplex beteiligt sind, weltweit vorkommen und durch Tröpfcheninfektion auch auf den Menschen übertragen werden können. Häufig betroffen sind junge Katzen, die im Rahmen des Katzenschnupfen-Komplexes durch eine Ansteckung mit den Viren und Bakterien gleichermassen teilweise schwere Erkrankungen der Atemwege entwickeln.
Die Bakterien vermehren sich in den Schleimhäuten der Atemwege und schädigen sie. Infizierte Katzen zeigen klassischerweise Husten, Schnupfen, eine laufende Nase und eventuell Lungenentzündungen. Eine Behandlung mit Antibiotika ist möglich.
Eine Impfung gegen Bordetellen ist nur sinnvoll bei Katzen, die sehr viel Kontakt zu Artgenossen ausgesetzt sind. Dies ist bei Freigängern oder Katzen in Tierheimen der Fall.
Hautpilze: Dermatophytose, Mikrosporie, Trichophytie
Bei den drei Krankheiten Dermatophytose, Mirkosporie und Trichophytie handelt es sich um Pilz-Infektionen von Haut und Haaren. Hautpilze kommen bei Katzen weltweit vor und sind durch direkten Kontakt, über Haare, Hautschuppen, die Luft oder Gegenstände auch auf den Menschen übertragbar. Besonders betroffen sind sehr junge Katzen oder Katzen mit einem geschwächten Immunsystem – zum Beispiel bei FIV oder FeLV.
Die Pilze dringen in Haut und Haare der Katze ein und schädigen diese Strukturen. Die Veränderungen werden eine bis drei Wochen nach Kontakt mit dem Pilz sichtbar und sind sehr unspezifisch:
- vereinzelter Haarverlust
- Erbrechen oder Verstopfung durch verstärkte Aufnahme von Haaren beim Putzen
- Rötung der Haut, Schuppen- und Krustenbildung, eiternde Hautwunden
Das Krankheitsbild ist dem eines Befalls mit Zecken, Milben oder Flöhen sehr ähnlich.
Eine Behandlung von Dermatophytose, Mikrosporie oder Trichophytie ist über mehrere Wege möglich. Zunächst sollte das Ansteckungsrisiko minimiert werden – eine Entfernung der Haare kann durch häufigeres Scheren der Katze oder einfaches Staubsaugen erreicht werden. Eine gezielte Behandlung der Haut ist ebenso gut möglich wie das Spritzen verschiedener Medikamente.
Alle bekannten Hautpilze können sowohl in der Umgebung als auch auf der Haut durch geeignete Desinfektionsmassnahmen gut beseitigt werden.
Eine Impfung gegen Hautpilze ist in den seltensten Fällen sinnvoll.
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Feline Infektiöse Peritonitis (FIP)
Feline Infektiöse Peritonitis kommt überall in der Umwelt vor und wird durch direkten Kontakt oder indirekt über Gegenstände übertragen. Besonders gefährdet sind Katzen im Alter zwischen sechs Wochen und zwölf Monaten.
Mit zunehmendem Alter sinkt das Infektionsrisiko – etwa 70 Prozent aller infizierten Katzen sind jünger als vier Jahre. Besonders häufig betroffen sind Freigänger, Katzen mit Kontakt zu anderen Katzen oder Katzen in grossen Gruppen, wie Tierpensionen, Tierheimen oder Katzenzuchten.
Über die Maulhöhle gelangt der Erreger, das Feline Coronavirus, in den Magen-Darm-Trakt der Katze und vermehrt sich in den Darmzellen. Die häufigsten Symptome von FIP sind:
- Fieber, Fressunlust, Gewichtsverlust, Abmagerung
- Teilnahmslosigkeit, Schwäche, Müdigkeit, Mattigkeit
- Veränderungen an den Augen
- fassförmig aufgetriebener Bauch
- Gelbfärbung der Schleimhäute
Eine Behandlung von FIP ist bislang nicht möglich. Das Infektionsrisiko kann bestmöglich durch Einzelhaltung und regelmässige Reinigung und Desinfektion von Näpfen, Spielzeug, Katzentoilette und Kratzbaum reduziert werden.
Der Nutzen der Impfung gegen FIP ist äusserst fraglich.